Flucht aus der Finsternis
Spiel-Kritik von André C. Schmechta (01.2024)
Stimmungsvoller Horror-Escape-Thriller - mit viel Liebe zum Detail gestaltet.
Was ist nur los im Bergdorf Mordengraf? Menschen verschwinden spurlos, von Monstersichtungen ist gar die Rede. Wir begeben uns in das dortige Schloss, um der Sache auf die Spur zu gehen. Doch kaum dort angekommen, sind wir gefangen in Finsternis.
Tischlein deck dich
Der Einstieg in das Spiel gestaltet sich überaus einfach. Denn lange Vorreden oder umfangreiche Spielanweisungen gibt es nicht. Mit einem Zeitungsausschnitt und ersten Karten geht es los. Entsprechend schnell kommt die passende Mystery-Stimmung auf.
Überaus gelungen ist der Mix aus verschiedenen Spielmaterialien, die alle mit viel Liebe zum Detail zusammengestellt und gestaltet sind. 3D-Objekte müssen zusammengebaut werden, Spielfiguren aufgestellt und Raumkarten gelegt werden. Nach und nach entfaltet sich so ein imposantes Schloß mit mehreren Räumen und Aufbauten. Der Tisch ist schon bald gut gefüllt und es sollte entsprechend Platz eingeplant werden.
Wir haben mit drei Personen gespielt. Eine gute Teamstärke - auch wenn das Spiel selbstverständlich mit mehreren Abenteurern oder gar solo spielbar wäre. Natürlich müssen zahlreiche Rätsel gelöst werden. Kombinationsgabe ist gefragt und vor allem Aufmerksamkeit. Den Spielmachern muss ein großes Kompliment ausgesprochen werden, denn es gibt ein paar wirklich wunderbar atmosphärische Ideen, die neu oder zumindest anders sind. Auch interaktive Elemente, bei denen das Smartphone zum Einsatz kommt sind dabei. Verraten sei hier aber nichts.
Rubbeln führt zur Lösung
Um das Rätsel um Schloss Mordengraf zu lüften, führt der Lösungsweg über Symbole. Hier kommt ein Spielbogen zum Einsatz, bei dem die richtigen Symbole freigerubbelt werden müssen und so zu neuen Hinweisen, Karten und Spielmaterialien führen. Wer gerade hängt und gar nicht weiter wissen sollte, dem stehen Tipps oder gar die Lösung zur Verfügung - ebenfalls zum freirubbeln. Zumindest ist so stetes Weiterkommen gesichert. Der Schwierigkeitsgrad ist aber insgesamt sehr ausgewogen, die Rätsel durchweg motivierend. Nur im zweiten Teil gibt es ein paar Ungereimtheiten, die den Spielfluss bei uns unterbrochen haben.
Wer nicht in einem Rutsch durchspielen kann oder möchte, dem wird nach gut der Hälfte der Rätsel eine Pause ermöglicht. Insgesamt 2 x 90 Minuten veranschlagt der moses.verlag, um aus Schloss Mordengraf zu entkommen. Wir haben gut 4,5 Stunden benötigt und mussten dabei zweimal die Tipps bemühen.
Wer das Spiel gelöst hat, wird kaum Anlass finden, nochmal zu spielen. Da zerschnippelt, gerubbelt und gekritzelt wird, nimmt das Spielmaterial aber auch entsprechend Schaden. Der Verlag bietet diese Materialien als besonderen Service zum Download und ausdrucken an. Doch dadurch dürfte auch schon so mancher Inhalt vorweggenommen werden.
Die Geschichte selber ist nicht sonderlich originell und auch wenn es mal blutig wird, wahrer Horror kommt nicht auf. Dennoch ist alles sehr stimmig inszeniert und unterhaltsam erzählt. Für meinen Geschmack hätten die Figuren und der Plot gerne noch ein wenig mehr mit Leben gefüllt werden dürfen.
Fazit
Fans von Escape-Spielen, die dem Horror-Genre etwas abgewinnen können, sollten unbedingt einen Blick auf „Flucht der Finsternis“ werfen. Abwechslungsreich, stimmungsvoll und immer wieder überraschend, wird hier toller Spielspaß geboten. Dank Tipps findet man immer schnell wieder in die Geschichte und kommt der Lösung Schritt für Schritt näher.
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