Game of Thrones:
The Touring Exhibition
von Marcel Scharrenbroich (01.2019). Titelmotiv: © Mahala Nuuk
Endlich… der Winter ist da!
Fans von epischen Fantasy-Spektakeln scharren bereits seit Monaten ungeduldig mit den Hufen, doch pünktlich um 0 Uhr in der Silvesternacht konnte man eines endlich mit Gewissheit und voller Vorfreude bejubeln: IN DIESEM JAHR steigt das große Finale der erfolgreichsten TV-Serie der Welt… IN DIESEM JAHR rappelt es noch mal richtig im Karton… IN DIESEM JAHR zeigt sich, wer endgültig auf dem eisernen Thron Platz nehmen darf… IN DIESEM JAHR geht „GAME OF THRONES“ in die achte und somit letzte Runde… und zwar ab April 2019!
Vor lauter Euphorie hab ich erst mal ein paar Raben rausgeschickt… die durch die Feinstaub-Belastung allerdings schon an der Straßenecke elendig verendet sind. Verdammt… Hm, steigen wir also wieder auf die herkömmlichen Kommunikationswege um. So kam es, dass ich diese Zeilen nun freudig (umhangen mit einem Wolfsfell und bemützt mit einer provisorischen Krone) manuell in die Tastatur hämmere.
Als der US-Schriftsteller und Drehbuchautor George R. R. Martin 1996 seinen Romanzyklus „A Song of Ice and Fire“ mit „A Game of Thrones“ startete, konnte wohl noch niemand ahnen, dass sich daraus mal ein Massenphänomen entwickeln würde. In deutschsprachigen Gefilden ging der auf zwei Bücher aufgeteilte Auftakt zu „Das Lied von Eis und Feuer“ ab 1997 über die Ladentheken. Neben Band 1 „Die Herren von Winterfell“ und Band 2 „Das Erbe von Winterfell“ (beide bei Goldmann Fantasy veröffentlicht) erschienen auch zwei einbändige Ausgaben: „Eisenthron“ (Fantasy Productions, 2004) und „Der Winter naht“ (Penhaligon, 2016).
Mittlerweile umfasst der Zyklus fünf wuchtige Bände und der sechste Wälzer lässt weiterhin auf sich warten. Der nicht gerade für seine Schnelligkeit bekannte Martin (dessen Bücher der Serie mittlerweile sogar hinterherhinken) hat sich aber keineswegs auf die faule Hat gelegt… obwohl ein Vielschreiber wie Stephen King schon über Filmrechte eines neuen Romans verhandelt, während der gute George noch nicht mal ein „Kapitel Eins“ auf eine leere erste Seite zaubert. Eine Tatsache, die Martin übrigens an King bewundert, wie er einst in einem gemeinsamen Panel humorvoll und selbstironisch vor Publikum ausplauderte. Dennoch hat er im letzten Jahr ein seitenstarkes Werk auf den Markt gebracht, das die Freunde des „Eis und Feuer-Liedes“ ein wenig milde über die lange Wartezeit auf eine Fortsetzung stimmen dürfte. Mit „Feuer und Blut – Erstes Buch: Aufstieg und Fall des Hauses Targaryen von Westeros“ erschien bei Penhaligon die erste Vorgeschichte zur Fantasy-Saga.
Es bleibt frostig
Apropos Vorgeschichte: Auch nach der letzten TV-Staffel von „Game of Thrones“ besteht für Fans der Serie kein Grund sich in den spitzen, valyrischen Stahl seines Schwert zu stürzen. Hinter den Kulissen wird bereits eifrig an einer Spin off-/Prequel-Show gewerkelt, die uns wieder in gewohnte Gefilde führen soll. Bereits im Mai 2017 gab man beim verantwortlichen Network HBO bekannt, dass gleich an mehreren Ablegern gearbeitet wird… welches oder wie viele dieser vier möglichen Projekte aber letztendlich realisiert würden, konnte und wollte man zu diesem Zeitpunkt noch nicht preisgeben. Fest steht, dass alle möglichen Szenarios VOR den uns bekannten Ereignissen stattfinden würden.
Für das noch namenlose Prequel, welches unter Ausschluss der Öffentlichkeit immer mehr an Form anzunehmen scheint, wurden erst kürzlich die ersten Namen der Besetzung veröffentlicht. Neben Hollywoods A-Kaliber Naomi Watts („Mulholland Drive“, „King Kong“, „Stay“, „Birdman“), die bereits zweimal den Oscar – für „21 Gramm“ und „The Impossible“ – in Reichweite hatte, wurden auch „Harry Potter“-Darsteller Jamie Campbell Bower (Gellert Grindelwald in „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes 1 + 2“), Georgie Henley, Toby Regbo (TV-Serien „Reign“ und „The Last Kingdom“, als junger Dumbledore in „Phantastische Tierwesen – Grindelwalds Verbrechen“), Naomi Ackie (im kommenden Finale der „Star Wars“-Saga zu sehen), Denise Gough, Ivanno Jeremiah („Doctor WHO“), Josh Whitehouse, Sheila Atim und Tony-Award-Gewinner Alex Sharp verpflichtet. Man darf also gespannt sein.
Besser spät als nie…
An dieser Stelle muss ich mich jetzt outen… denn ich bin keineswegs „Game of Thrones“-Fan der ersten Stunde. Lange, laaaaaaaaaange nachdem der Großteil der Welt bereits den sieben Königslanden verfallen war und sich in Westeros und Essos heimisch fühlte, hatte ich noch ein großes Fragezeichen über der Murmel schweben. Freunde drängten mich regelrecht dem Hype zu folgen und dank Ramsay Bolton‘scher Überredungskunst gelang es, dass ich mir die erste Folge ansah… bei der es freilich nicht blieb. Nö… regelrecht „gefressen“ habe ich die bis dahin erschienenen Staffeln, immerhin sechs an der Zahl. Wer die „Pastewka“-Episode „Das Lied von Hals und Nase“ aus der 8. Staffel kennt, in der Bastian angefixt vom „Game of Thrones“-Fieber sogar nachts in den Elektro-Fachmarkt einbricht, um sich die neuste Heimkino-Box der Serie zu krallen, da der Cliffhanger am Ende der Vorgänger-Staffel ihn zum Wahnsinn trieb, wird sich vorstellen können, wie verlottert ich nach den gut 60 Folgen wieder ans Tageslicht gekrochen bin.
Seit meinem All-Time-Favorite „Twin Peaks“ hatte mich keine TV-Serie mehr so gepackt. Als ich dann im November 2018 die Ankündigung für die „Game of Thrones“-Ausstellung in der Werbung flimmern sah, stand für mich fest: „Bei Sansas rotem Haupthaar, der Winter naht… da muss ich hin!“
Nächster Halt: Oberhausen
Am 9. Januar war es dann soweit. Ich schwang mich auf mein Pferd und folgte voller Tatendrang dem Ruf des fernen Oberhausen! Na ja… eigentlich fuhr ich knapp 20 Minuten mit dem Auto, denn der Shopping-Tempel CentrO, auf dessen einladender Promenade das Ausstellungs-Gebäude steht, befindet sich quasi in der Nachbarschaft.
Einmal quer durch die Mall gelatscht, vorbei an unzähligen, fein dekorierten Schaufenstern und nach einer Ehrenrunde durch die Fast-Food-Meile, der Coca-Cola-Oase, durchschritt ich die Pforten ins Freie und erblickte prompt die mir so vertrauten Lettern, die wuchtig an dem Gebäude prangten: GAME OF THRONES… direkt links neben dem LEGOLAND.
Kaum die heiligen Hallen betreten, gab es auch schon die erste Foto-Möglichkeit. Vor einem Green-Screen konnte man beispielsweise mit einem Drachen auf Tuchfühlung gehen. Von diesen interaktiven Shootings folgten noch weitere während der Ausstellung… beispielsweise ein professionelles Foto auf dem „eisernen Thron“, in seiner ganzen Pracht. Nach dem Drachen-Kuscheln ging es dann in den ersten Raum, in dem unsere Besuchergruppe einige Highlights der TV-Serie auf der Leinwand bestaunen durfte. Nach wenigen Minuten waren wir auf Betriebstemperatur und das winterliche Schneetreiben auf dem Screen übertrug sich nahtlos auf den Saal, dessen Seitenwand sich öffnete und uns in Begleitung von künstlichem Nebel in die Ausstellung führte… untermalt von den bekannten Klängen des Komponisten Ramin Djawadi. Dieser gewann übrigens 2018 den Emmy-Award für den Score von „Game of Thrones“ und stammt zudem noch aus meiner Heimatstadt Duisburg. Sachen gibt’s…
Unser Weg führte uns durch eine verschneite Waldlandschaft, die uns passend ausgeleuchtet direkt zu den ersten Exponaten geleitete. Neben ausführlichen Stammbäumen der rivalisierenden Familien und Landkarten der verschiedenen Örtlichkeiten gab es Schwerter, Gewänder und Rüstungen zu bestaunen. Angefangen von Arya Starks Kurzschwert „Nadel“, bis hin zu den detaillierten Kostümen und aufwendig verzierten Kleidern der unterschiedlichen Charaktere. Diese wurden liebevoll in toll gestalteten Kulissen drapiert und auf Lesetafeln gab es zweisprachige Details zu den Ausstellungsstücken. In jedem Raum, beziehungsweiser in jeder Szene, wurden auf Flat-Screens passende Szenen der Serie in Dauerrotation eingespielt. So konnte man die jeweiligen Waffen/Kostüme quasi live und in Aktion bewundern. Wahlweise gab es am Eingang noch einen Audio-Guide, der durch die Ausstellung führt, welchen ich aber vernachlässigte. (Anmerkung an meine Freunde, die gewettet haben, dass ich der erste Besucher sein würde, der – nuckelnd am Kleid von Natalie Dormer – aus der Ausstellung geworfen werden würde: SO! Wette gewonnen! Möge Tyrion Euch auf Eurem hauseigenen „Thron“ aufsuchen!)
Man sollte sich als Fan der Serie wirklich Zeit nehmen, denn es ist echt erstaunlich, wie aufwendig selbst kleinste Requisiten erstellt wurden. Requisiten, die man im TV leicht übersehen kann oder gar nicht erst zu Gesicht bekommt. Dies spricht eindeutig für den hohen Produktions-Standard von „Game of Thrones“. Man braucht sich nur den detaillierten Schmuck oder Jaime Lannisters Hand-Ersatz anzuschauen, die mit feinsten Verzierungen überzeugen. Wirklich großartiges Handwerk und Kostüm-Design … und die Riesen-Rüstung von Sir Gregor „Der Berg“ Clegane wirkt schon bedrohlich, ohne dass Darsteller Hafþór Júlíus Björnsson drinsteckt, der die Rolle seit der vierten Staffel verkörpert.
An einigen Zwischenstopps bekamen wir noch Gelegenheit, selbst zum Schwert zu greifen! Fest angebrachte Waffen luden zum Posieren ein… und auf dem Boden abgebildete Fußabdrücke – sowie ein Szenen-Foto als Referenzmaterial – halfen beim Finden der richtigen Stellung. Vor dem passenden Hintergrund konnte man sich so mal wie ein Serien-Charakter fühlen und wäre am liebsten direkt grölend in die „Schlacht der Bastarde“ gestürmt… zumindest ging es mir so.
Im weiteren Verlauf der Ausstellung gelangten wir auch in die „Halle der Gesichter“, die sich in der Serie in einem Gewölbe unter dem „Haus von Schwarz und Weiß“ befindet. Hier konnten wir an mehreren Stationen unser Gesicht einscannen, welches dann auf einer der Säulen erschien. Diese Steinsäulen enthalten in „Game of Thrones“ tausende von Abbildern, die die „Männer ohne Gesicht“ zur Tarnung verwenden. Irgendwie gruselig… aber auch verdammt coooool!
Abschließend ging es dann in den obligatorischen Merchandise-Shop, wo man auch die zwischenzeitlich entstandenen Fotos erstehen konnte… eingefasst in einem schön gestalteten, aufklappbaren Papp-Rahmen – wie man es aus Freizeit-Parks kennt – und als digitale Version zum Download. Eine Sitzung auf dem „eisernen Thron“ konnte ich mir nicht verkneifen… lässig (und größenwahnsinnig) posierend mit „Eis“, dem Schwert von Eddard Stark, versehen mit dem Hauswappen der Starks. Kann man mal machen…
Neben einigen Erinnerungsstücken, die so manchen Geldbeutel sprengen würden, gab es aber auch was für den schmalen Taler. Ein hochwertiger „Offizieller Ausstellungsführer“ – inklusive Landkarte – landete ebenfalls noch in meiner Einkaufstüte. Ein feines Büchlein mit goldverzierter Schrift, das tolle Impressionen der Ausstellung zeigt, viel über die Häuser und ihre Mitglieder verrät und zudem Szenen-Fotos beinhaltet.
Hoher Besuch
„Game of Thrones: The Touring Exhibition“ öffnete die Pforten am 27. November 2018. Nach Barcelona und Paris ist Oberhausen die nächste zeitbefristete Heimat der Wanderausstellung und dies wurde auch gebührend gefeiert.
Neben Brandon Stark-Darsteller Isaac Hempstead-Wright konnte auch der deutsche Schauspieler Tom Wlaschiha, der in „Game of Thrones“ als „Mann ohne Gesicht“ Jaqen H’ghar in Erscheinung tritt, für die Eröffnung gewonnen werden… darauf ein freudiges „Valar dohaeris“.
Auch Torsten Sträter, Hennes Bender und Gerry Streberg – bekannt durch ihren extrem empfehlenswerten Nerd-Podcast „Sträter Bender Streberg“, auch geläufig unter „Lutsch mich rund und nenn mich Bärbel“ – schauten schon auf einen Besuch vorbei. Kein Wunder, denn der Komiker Bender durfte die Eröffnungsveranstaltung moderieren. Und Kostüm-Experte Sträter, der zudem gelernter Herren-Schneider ist, lobte bereits das aufwendige Design der ausgestellten Kleider und Rüstungen. Ein Mann vom Fach, der muss es wissen.
Fazit:
Auch wenn ich George R. R. Martin nicht verzeihen kann, dass er Margaery Tyrell, in grünem Dunst aufgehend, quer über die sieben Königslande gepustet hat und ich ihm dafür am liebsten den weißen Zausel-Bart langziehen möchte, freu ich mich dennoch auf weitere Erzählungen aus seiner phantastischen Welt… egal, ob Vorgeschichten oder Fortsetzungen.
Und die Ausstellung? Ja… die kann ich jedem „Game of Thrones“-Fan, der mal etwas Westeros-Luft schnuppern möchte, nur wärmstens ans Herz legen. Bringt auch gerne Freunde mit, die bisher nichts mit der Serie am Hut hatten, denn anschließend werdet Ihr sie für längere Zeit nicht erreichen können. Hier werden die Fans von morgen gemacht… ich spreche da aus Erfahrung und habe es mit eigenen Augen gesehen.
Um diesen Text gebührend zu beenden, möchte ich noch auf ein Zitat verweisen, welches mir jedes Mal die Tränen in die Augen treibt und das zuvor Geschriebene perfekt auf den Punkt bringt:
„Hodor“
-Hodor
"Game of Thrones: The Touring Exhibition" - Marcel Scharrenbroich, Januar 2019
Titelmotiv: © Mahala Nuuk
Foto "Marcel Scharrenbroich am Schwert": © Literatur-Couch Medien GmbH & Co. KG
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