Zurück in die Zukunft

von Marcel Scharrenbroich
Titel-Motiv: © Universal Pictures Germany

OUTATIME

Mit 140 km/h in die Kindheit

Filme gibt es wie Sand am Meer. Gute und schlechte. Gab es schon immer, wird es immer geben. Dabei ist das Empfinden natürlich immer rein subjektiv. Für den einen ist Frank Darabonts „Die Verurteilten“ der beste Film aller Zeiten (wobei ich diese Bezeichnung allein schon nicht mag, denn wer weiß, was noch kommt? Einigen wir uns auf „der beste bisher gedrehte Film“) und für die anderen ein überlanges und ebenso langweiliges Knast-Drama… wobei man denen, die zweites behaupten, per se schon die Ohren langziehen und sie ins tiefste Shawshank-Loch stecken sollte.

Aber wir wollen hier nicht „verurteilen“. Kern der Sache ist ja, dass sich mit jeder neuen Generation die Sehgewohnheiten ändern. Und auch das Filmemachen an sich. Hat „Psycho“ 1960 noch für Bremsspuren im Feinripp gesorgt, müssen es heute musikalisch grell unterlegte Jumpscares und Torture-Porn-Konsorten der härtesten Gangart sein, um beim mit allen Wassern gewaschenen Zuschauer noch ein müdes Zucken hervorzurufen. Komödien müssen derb und zotig sein und vermeintliche Gags so lange breitgetreten werden, dass es Kalauer-Kanone Rodney Dangerfield steil durch den Sargdeckel reißen würde. Die klassische Verfolgungsjagd, bei der sich die Ordnungshüter selten dämlich anstellen (siehe „Ein ausgekochtes Schlitzohr“) und ihren Fuhrpark im Alleingang zerlegen (siehe „Blues Brothers“), sind ausgestorben. Nach dem Höher-Schneller-Weiter-Prinzip zählen nur noch aufgepumpte Stiernacken, die ihren Kirmes-Boliden haarsträubend das Fliegen beibringen. Handgemachte Effekte gibt es bei großen Blockbustern kaum noch. Im 4K-Zeitalter wird jeder Shot durch den Rechner geprügelt, sei es nur, um den Himmel etwas blauer, das Wasser etwas nasser, oder den ein oder anderen zu Tode gelifteten Hollywood-Schrätel etwas glatter aussehen zu lassen. Natur ist out, künstlich steril in. Deswegen gerne mal ein Lob an niedrig-budgetierte Indie-Streifen und kreative B-Movies, die noch auf Handwerk setzen, wie einige Genre-Beiträge der jüngeren Vergangenheit zeigen (z.B. „The Void“, „I Am Not a Serial Killer“, „The Endless“ oder „Mandy“).

Dass jetzt keine Missverständnisse aufkommen: Ich liebe das Blockbuster-Kino! Zumindest teilweise… Ich wäre der Letzte, der „Nein“ zu einem neuen Ableger aus MARVELs Superhelden-Parade sagt und „Star Wars“ & Co. sind sowieso Pflichtprogramm. Es ist aber durchaus ein Generationen-Ding, dass man irgendwie an den Sachen hängt, mit denen man aufgewachsen ist. Und das waren bei mir zum größten Teil Filme der 80er und frühen 90er. Tim Burtons „Batman“-Filme mit 10 bzw. 13 Jahren im Kino gesehen und leck mich am Arsch, war das genial! Bram Stokers „Dracula“-Verfilmung von Francis Ford Coppola, Finchers „Sieben“, bei dem selbst nach dem Abspann alle mucksmäuschenstill sitzenblieben, den trashigen „Mortal Kombat“, diverse „Star Trek“-Ableger, Raimis „Armee der Finsternis“ (inklusive „Braindead“-Trailer, bei dem allen Zuschauern die Kinnlade auf den Sitz des Vordermanns knallte) und „Ghostbusters II“ (fürs Original war ich noch zu jung). Und all das in urigen Kinosälen, in denen Du dir auf dem klebrigen Boden die Sohlen von den Schuhen gezogen hast und mindestens alle fünf Minuten eine Cola-Flasche von den hinteren Rängen in Richtung (überschaubarer) Leinwand rollte. Dann noch eine Strophe „Like Ice In The Sunshine“ mitgesungen und den Langnese-Mann mit Grüßen an seine Mutter aus dem Saal gejagt und die Welt war in Ordnung…

Da mein Vater an Wochenenden fleißiger Videotheken-Gänger war (die Älteren werden sich erinnern), kam ich recht früh in den Genuss diverser filmischer Ergüsse. Unter verantwortungsvoller Missachtung der Altersempfehlung wurden mir so nette Kollegen wie „RoboCop“, der „Terminator“ und der stets freundliche „Predator“ vorgestellt. Ich ging mit Ripley und den „Aliens“ auf Tuchfühlung… und merke jetzt, wo ich es niederschreibe, dass ich erschreckend viele Filmreihen mit dem zweiten Teil begonnen habe. Sachen gibt’s… egal. „Der Exorzist“ und Cronenbergs Körper-Keule „Die Fliege“ wurden mir dann doch verwehrt, was ich aber im Sinne des eigens auferlegten Bildungsauftrages bei einem Schulfreund nachholte. Ebenso die damals noch verpönten und schon fast sagenumwobenen „Tanz der Teufel“-Filme, die wir von einem abgenudelten VHS-Tape auf uns wirken ließen und anschließend verdauten. Nicht die beste Idee und ein gehöriger Roundhouse-Kick gegen unsere zartbesaiteten Kinderseelen. Heute liegt der Bums im Kaufhaus-Regal neben Teenie-Komödien, doch damals haben Kaliber wie Freddy, Michael, Lederfresse Leatherface und der liebe Jason ihre Wirkung nicht verfehlt.

Zwischen Disney-Klassikern und Splatter-Raketen gab es aber auch noch Platz für Komödien. Und die Comedy der alten Schule ziehe ich heute noch jeder neuen US-Produktion im Genre vor. Ganz vorne mein All-Time-Favorite „Meine teuflischen Nachbarn“, den ich mittlerweile rückwärts mitpfeifen kann und in regelmäßiger Unregelmäßigkeit in den Player werfe. Dann natürlich ein „Ghostbusters“-Double-Feature mit Zuuuuuuul und Viggi, dem ollen Karpaten, den kodderschnäuzigen „Beverly Hills Cop“, einen blaumachenden „Ferris“ („Bueller…, Bueller…, Bueller…?“), Enterich „Howard“, „Die Nacht der Abenteuer“ oder die chaotische Golf-Klamotte „Caddyshack“. Werfen wir noch das Abenteuer-Genre in den Topf, geht kein Weg an den ersten drei Erkundungstrips von „Indiana Jones“ vorbei… und wo wir schon bei Trilogien sind (ja, „Indy“ hatte auch einen vierten Ableger, aber den lassen wir schnell unbemerkt in der Bundeslade verschwinden), kommen wir nun zum Hauptthema meines traumatischen Kindheits-Flashbacks: „Zurück in die Zukunft“.

Mit offenem Mund geschaut, nur die Hälfte kapiert, noch mal geschaut, noch genau so ratlos… aber komplett begeistert! Ein wilder Ritt durch die Zeit, der tatsächlich das Kunststück vollbringt, kaum gealtert zu sein. Ein Film, der auch nach knapp 36 Jahren keinen Staub angesetzt hat. Kann man von seiner direkten Fortsetzung nicht komplett behaupten, doch dazu kommen wir später noch. Zuerst begeben wir uns aber ins Jahr 1985… ich meine 1955… also… ach komm …

„Zurück in die Zukunft“
(„Back to the Future“; USA 1985)

Die McFlys sind eigentlich ein typische US-Bilderbuch-Familie. Daddy George (Crispin Glover) ist ein Lauch vor dem Herrn, der sich von seinem tyrannischen Boss Biff (Thomas F. Wilson) mit eingedrehten Pirouetten und allem Tamtam auf der Nase herumtanzen lässt, während Mutter Lorraine (Lea Thompson) sich gerne mal einen pichelt. Wie soll man die erfolglose Brut und den schlappschwänzigen Gatten auch nüchtern ertragen? Der „aus Gründen“ abwesende Onkel Joey hat seine Bewährung vergeigt und viel zu sagen hat man sich auch beim gemeinsamen Abendessen nicht mehr… und überlässt dem Fernseher das Reden. Also alles ganz normal. Einzig der smarte Marty (Michael J. Fox) scheint da etwas aus der Art geschlagen zu sein. Zu seinem bemitleidenswerten Dad schaut er nicht gerade auf und verbringt seine Freizeit dafür lieber mit Freundin Jennifer (Claudia Wells). Sollten die beiden Highschool-Schüler mal nicht mit den Lippen aneinanderkleben, hängt Marty beim kauzigen Wissenschaftler Dr. Emmett Brown (Christopher Lloyd) ab. Eine Art väterlicher Freund. Das zerstreute Genie bittet Marty, ihn am Abend auf dem Parkplatz der örtlichen Twin Pines Mall zu treffen. Und der Doc hat bahnbrechendes im Gepäck …

Schwer zu glauben, aber dem chaotischen Tüftler ist es in seiner Werkstatt tatsächlich gelungen, eine Zeitmaschine zusammenzuklöppeln. Verpackt in einem schnittigen DeLorean. Jenem Hobel, der von der DeLorean Motor Company (DMC) nur von 1981 bis Ende 1982 für den amerikanischen Automarkt fabriziert wurde und auf Grund seiner schlappen 175 km/h in der Spitze wie Blei in den Autohäusern versauerte. Geschwindigkeiten, die selbst die ziemlich zeitgleich produzierte Eierschaukel Fiat Uno annähernd erreichen konnte… nur mal zum Vergleich. Jedenfalls hat Doc den Kübel ordentlich aufgemotzt. Musste er auch, denn um den Bollerwagen aus dem Zeitstrahl zu katapultieren, muss eine Geschwindigkeit von ziemlich genau 140 km/h (88 mph) erreicht werden. Und die zieht man nicht ungetunt auf kurzer Strecke aus der Nockenwelle. Damit ist es aber nicht getan, denn der Motor kommt nicht durch süffigen Diesel-Kraftstoff oder einen lauwarmen Schluck E10 auf Touren. Da braucht es schon die Extra-Portion Dampf. Zu erreichen mit handelsüblichem Plutonium. In Kombination mit dem von Doc erfundenen Fluxkompensator, einem kleinen Kästchen, das den Zeitfluss verdichtet und so das Zeitreisen erst möglich macht, hat man somit alle Zutaten beisammen, um die Wissenschaft zu revolutionieren. Wie der Fluxkompensator genau funktioniert, steht auf einem anderen Zettel… den ich gerade irgendwie verlegt haben muss, aber Doc Brown hatte den Geistesblitz zur Erfindung dieses handlichen Apparellos bereits 1955, als es ihn beim Aufhängen einer Uhr auf dem Lokus ungeschickt in die Waagerechte gehauen hatte und er sich dabei die Rübe anstieß. Da soll noch mal jemand sagen, dass nicht die besten Ideen auf dem Klo entstehen.

Docs Hund Einstein wird als erstes Testsubjekt auf den Fahrersitz bugsiert, während Herrchen den Boliden per Fernsteuerung beschleunigt. Ein kurzes *SCHLAWUNZ!!!* und ein paar grelle Blitzchen später, stehen Doc und der sichtlich verblüffte Marty inmitten zweier brennender Reifenspuren und der DeLorean ist verschwunden. Hexenwerk? Nein… Wissenschaft, Baby! Eine Minute später setzt das gute Stück amerikanischer Ingenieurskunst wieder an der gleichen Stelle auf und Einstein wurde zum ersten Zeitreisenden. Während für Doc und Marty die Zeit wie gewohnt weiterlief, ist für den Vierbeiner seit seinem feurigen Abgang keine Sekunde vergangen. Er verpuffte und setzte unmittelbar danach wieder auf. Ergo: Er reiste eine Minute in die Zukunft. Experiment gelungen!

Kommen wir aber noch mal zum Plutonium zurück, welches Doc da so großzügig in den Tank schüttete. Dieses wächst bekanntlich nicht auf Bäumen und selbst wenn man in den Staaten beim Kauf von Kaugummi ungefragt zwei Handfeuerwaffen ausgehändigt bekommt, scheint der Plutonium-Erwerb doch noch eine Ecke schwieriger zu sein. So hat der gute Doc den heißen Stoff nicht auf Rezept bekommen, sondern sich einfach mal bei ein paar netten Libyern bedient. Der schießwütige Terror-Trupp ist allerdings gar nicht begeistert davon und gerade als Doc und Marty sich noch über den erfolgreichen Ausgang des Experiments freuen, kommen die polternden Libyer in ihrem Kleinbus angerauscht und eröffnen auf dem Parkplatz umgehend das Feuer. Während Marty in Deckung hechtet, pumpen sie den Doc mit einer ordentlichen Stange Blei voll. Geschockt ergreift Marty die Flucht. Die Flucht nach vorne. Also eher gesagt… nach hinten. Erklärung: Doc demonstrierte kurz vor dem Attentat das Zeitmaschinen-Display, auf dem sich der gewünschte Zielort auf die Minute genau einstellen lässt. Zu diesem Zweck gab er beispielhaft das Datum ein, an dem er die zündende Idee für das Maschinchen hatte. Marty hüpft also in den DeLorean und tritt das Gaspedal bis auf den Asphalt durch. Die frisch Plutonium-betankte Karre beschleunigt und nach einem weiteren *SCHLADERAWUNZ!!!* (und ein paar grellen Blitzchen) sind die Libyer aus dem Rückspiegel verschwunden…

Hill Valley, 1955: Unglaublich, aber es hat tatsächlich funktioniert. Marty ist in die Vergangenheit gereist. Und hier fängt das große Abenteuer erst richtig an! Nun ist es an dem Teenager, den jüngeren Emmett Brown aufzusuchen, damit dieser ihm hilft, wieder in seine Zeit zu gelangen. Problem: Plutonium war schon damals schwer zu beschaffen. Wer hätte das gedacht? Ach ja, da wäre noch etwas… Rein zufällig verknallt sich Martys junge Mom in ihn und er verhindert, dass sie und sein (damals schon trotteliger) Dad zusammenkommen. Sollte es Marty nicht gelingen, die beiden zu verkuppeln, würde dies seine Existenz auslöschen. Kein leichtes Unterfangen, denn Bücherwurm George McFly ist alles andere als ein Womanizer. Die Zeit drängt und zu allem Überfluss war Schulschläger Biff Tannen schon damals ein Sackgesicht vor dem Herrn, der Allem und Jedem Steine in den Weg zu legen versucht… natürlich auch Marty und seinem zukünftigen Vater.

Zurück-blick in die Vergangenheit I

Es mag kaum überraschen, aber „Zurück in die Zukunft“ wurde 1985 zum Überraschungs-Hit. Dabei war nicht von Anfang an klar, welchen Ausgang dieses ambitionierte Projekt haben würde. Drehbuchautor Bob Gale kam die zündende Idee bereits Anfang der 80er, als ihm ein altes Highschool-Jahrbuch seines Vaters in die Hände fiel. Dieser war Schülersprecher und Gale fragte sich, ob er wohl damals mit ihm befreundet gewesen wäre, da Bob Gale selbst während seiner Schulzeit bei ähnlichen Amtsträgern aneckte. So wurde die Idee geboren und gemeinsam mit Robert Zemeckis, der später auch Regie führen sollte, immer weiter ausgearbeitet. Im Jahrzehnt der Teenie-Komödien lehnten allerdings überraschend viele Studios ab. Darunter auch die Walt Disney Company. Bei der Handlung, in der sich eine Mutter in ihren eigenen Sohn verliebt, wären Micky Maus wohl vor Schreck die Ohren abgefallen. Zu anstößig. Kein geringerer als Steven Spielberg zeigte aber enormes Interesse am Drehbuch und erkannte schon früh das Potential. Zemeckis hatte zuvor bereits mit dem Blockbuster-Profi gearbeitet und so kam das Projekt, mit Spielberg im Produzenten-Boot, schließlich bei UNIVERSAL PICTURES unter.

Sidney Jay „Sid“ Sheinberg, Spielbergs Förderer und UNIVERSAL-Obermotz, war jedoch der einzige, der mit dem genialen Titel „Zurück in die Zukunft“ nichts anzufangen wusste. Der Sinn dahinter erschloss sich ihm nicht ganz, was dazu führte, dass er selbst einen Titel-Vorschlag in den Raum warf. Da blieb er dann auch erstmal liegen, bis alle anderen Beteiligten sich von dem scheinbar ernstgemeinten Schock erholt hatten. Sheinberg schlug vor, den Film „Spaceman from Pluto“ zu nennen. Bevor Ihr jetzt aber lachend von der Couch springt, muss gesagt werden, dass die Idee gar nicht soooo bescheuert ist, wie sie sich im ersten Moment anhört. Erklärung: Als Marty im Jahr 1955 ankommt, kracht er mit dem DeLorean in eine Scheune. Die herbeigeeilte Familie entdeckt das futuristische Gefährt… und Marty in voller Strahlenschutzkleidung macht den Schock komplett. Der Sohn der Familie hält ein „Tales from Space“-Comicheft in der Hand, dessen Cover verdächtig dem ähnelt, was da gerade durch die Scheunentür geschossen kam. Titel der Comic-Ausgabe: „Space Zombies from Pluto“. Also gar nicht so dumm, der Herr Sheinberg. Dumm ist nur, dass man den Film bereits gesehen haben müsste, um die Anspielung zu kapieren. Und ob ein Film namens „Spaceman from Pluto“, in dem es weder einen Spaceman noch einen Pluto gibt, stattdessen aber einen Teenager, der mit einem Auto in die Vergangenheit reist, die Zuschauer ins Kino gelockt hätte, darf zurecht angezweifelt werden. Außerdem hätte es Verwechslungsgefahr mit den am Fließband runtergekurbelten Sci-Fi-Streifen der 50er und 60er geben können. Gale, Zemeckis und Spielberg waren jedenfalls entsetzt über den Vorschlag. Doch wie sollte man dem Big Boss klarmachen, dass seine Idee mit Anlauf in die Tonne getreten gehört? Aus der Rubrik „Spielberg macht das schon“ kommt heute die Folge „Wie ich den Chef dumm dastehen lasse, ohne ihn dumm dastehen zu lassen“: Spielberg rief Sheinberg an und gratulierte ihm zu dem gelungenen Scherz mit seinem Titel-Vorschlag. Alle hätten herzlich gelacht. Die Blöße, den nach eigenem Ermessen genialen Titel ernstgemeint zu haben, wollte Sid Sheinberg sich nicht geben, und so war das „Spaceman/Pluto“-Thema vom Tisch, ohne dass darüber noch ein Wort verloren wurde. Dessen war Steven Spielberg sich natürlich bewusst und konnte einen Eklat so charmant umschiffen.

Dass ein Film allein mit der Besetzung stehen oder fallen kann, zeigt „Zurück in die Zukunft“ in Perfektion. Wohl niemand, der die Filme kennt, möchte sich auch nur einen anderen Schauspieler im Haupt-Cast vorstellen wollen. Christopher Lloyd wird immer der perfekte Doc Brown sein und Michael J. Fox die Idealbesetzung für Marty McFly. Zu Beginn der Dreharbeiten sah dies aber noch gänzlich anders aus. Zwar war der aufstrebende Star Fox von Anfang an die Wunschbesetzung für Marty, doch war der damals 23-jährige zu diesem Zeitpunkt bereits an ein anderes Projekt gebunden. Seit 1982 stand er als Alex Keaton in der langlebigen US-Comedy-Serie „Familienbande“ vor der Kamera. Also sah man sich zähneknirschend nach anderen potentiellen Kandidaten um. So erschienen beispielsweise Ben Stiller („Verrückt nach Mary“, „Zoolander“, „Nachts im Museum“), der milchgesichtige Newcomer Jon Cryer („Pretty in Pink“, „Superman IV“, „Hot Shots!“ und seit kurzem auch als Lex Luthor in DCs TV-Universum unterwegs, nachdem er Serien-Bruder Charlie Sheen jahrelang den Nerv raubte), C. Thomas Howell („Die Outsider“, „Die rote Flut“, „Hitcher, der Highway Killer“) und „Titanic“-Schmierlapp Billy Zane („Das Schweigen der Hammel“, „Ritter der Dämonen“, „Das Phantom“) zum Vorsprechen. Letzterer schaffte es immerhin als einer von Biff Tannens Schergen in die ersten beiden „Zurück in die Zukunft“-Filme. Für die Hauptrolle des Marty McFly entschied man sich aber für Eric Stoltz („Ist sie nicht wunderbar?“, „Die Fliege 2“, „Pulp Fiction“), der im gleichen Jahr in Peter Bogdanovichs Drama „Die Maske“ an der Seite von Cher und Sam Elliott brillierte, was ihm 1986 eine Golden Globe-Nominierung einbrachte. Tatsächlich waren die Dreharbeiten schon in vollem Gange und rund ein Drittel des Films im Kasten, bevor Zemeckis, Gale und Spielberg eine schwierige Entscheidung treffen mussten. Stoltz war ein guter Schauspieler, keine Frage, aber er war nicht Marty McFly. Zumindest nicht der Marty, den Gale und Zemeckis beim Schreiben im Kopf hatten. Dafür fehlten ihm die Leichtigkeit und das komödiantische Timing. Also war Stoltz raus… und das Projekt, in das bereits eine Menge Geld floss, stand wieder am Anfang. Und schließlich kam das, was schon von Anfang an hätte kommen müssen: Man bekam Michael J. Fox. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass sein Engagement bei „Familienbande“ stets Vorrang haben müsse. So drehte Fox tagsüber die Sitcom für NBC, während man ihn nach Drehschluss zum Set von „Zurück in die Zukunft“ fuhr, wo er den Großteil der Nacht vor der Kamera stand. Eine wochenlange Tortur für den stets übermüdeten Schauspieler, aber das Ergebnis spricht Bände und steht wohl für sich.

Ein interessanter Fakt ist auch, dass anfänglich geplant war, dass die Zeitmaschine kein Auto, sondern ein popeliger Kühlschrank sein sollte. Von dieser Idee nahm man aber schnell Abstand, da man annahm, dass Kinder sich bei einem Selbstversuch unbeabsichtigt einsperren könnten. Wie blöd kann man... Wäre man dem Kühlschrank-Vorschlag gefolgt, würde ich diese Zeilen also womöglich nicht schreiben können… oder ich hätte sie bereits geschrieben, wenn es denn funktioniert hätte. Man wird es nicht erfahren. Oder vielleicht doch? Hach, Zeitreisen sind halt ein Thema, bei dem man sich mächtig das Hirn verrenken kann. Nachdem die DeLorean-Wahl also feststand, hatte man spektakuläre Ideen fürs eigentliche Finale. Die nötige Energie für Martys Zeitsprung ins Jahr 1985 sollte von einer Atom-Explosion kommen. Stattfinden sollte diese auf einem eigens angelegten Atom-Testgelände. Inklusive künstlicher Stadt und Schaufensterpuppen. Damit hätte man allerdings das eh schon knapp bemessene Budget deutlich gesprengt, weshalb sich der Höhepunkt innerhalb von Hill Valley abspielt. Gott sei Dank… denn sonst wäre uns wohl der berühmteste Blitzeinschlag der Filmgeschichte vorenthalten worden. Und da die Rathausuhr auch in den Fortsetzungen ein wiederkehrendes Motiv ist, waren alle finalen Entscheidungen – aus welchen Gründen sie auch immer entstanden sind – goldrichtig.

Abschließend bleibt zu „Zurück in die Zukunft“ zu sagen, dass der Film einfach zeitlos ist. In all den Jahren kaum gealtert und so ziemlich perfekt, weshalb ich ihn wieder, wieder und wieder anschauen könnte. Das Gute daran ist, dass man mit der Zeit immer mehr auf kleine Details achtet. So ist mir bei der letzten Sichtung vor allem die geniale Kameraführung von Dean Cundey („Halloween“, „The Thing“, „Hook“, „Apollo 13“) positiv aufgefallen. Unfassbar gut, wie die Szenen ineinandergreifen. Des Weiteren sorgte Crispin Glovers Schauspiel als George McFly bei mir für einige der größten Lacher. Wenn er mit vollem Körpereinsatz gestikuliert, bleibt einfach kein Auge trocken. Die Chemie zwischen Michael J. Fox und Christopher Lloyd ist aber natürlich nicht zu toppen. Dazu noch der über jeden Zweifel erhabene Score von Alan Silvestri („Abyss“, „Forrest Gump“, „Cast Away“, MARVELs „The Avengers“) und der Film-Abend ist gerettet. Und das Schöne ist, dass er nach dem Abspann nahtlos weitergehen kann und noch lange nicht beendet sein muss…

„Zurück in die Zukunft II“
(„Back to the Future Part II“; USA 1989)

Da ist der gute Marty gerade wieder heil - jedoch noch etwas durch den Wind - im Jahr 1985 aufgeschlagen, und schon rennt ihm die Zeit (*hihi*) wieder davon. Es reicht nur für einen kurzen Schmatzer auf seine Jennifer (Elisabeth Shue), als Doc Brown mit lautem Getöse die Einfahrt hochbrettert. Obwohl für Marty nur wenige Minuten vergangen waren, hat Doc sich mächtig verändert, was nicht nur seinem schrägen Outfit zuzuschreiben ist. Auch der DeLorean hat ein ordentliches Upgrade spendiert bekommen und benötigt nun kein schwer zu beschaffendes Plutonium mehr… was weitere Scharmützel mit fluchenden und wild um sich schießenden Libyern ausschließen sollte. Stattdessen läuft die Kutsche nun mit gewöhnlichem Hausmüll. Tja, Mr. Fusion, der nützliche Heim-Energie-Reaktor, macht’s möglich! Jedenfalls scheint der zerstreute Professor mächtig aufgeregt. Hektisch erklärt er, dass Marty wieder mit ihm zurückkommen muss… zurück in die Zukunft!

Dieses Mal geht es nicht um Martys Eltern. Auch nicht um ihn. Es geht um seinen zukünftigen Sohn! Da Jennifer scheinbar auch irgendwie in dessen Zeugung (und vermutlich auch die Geburt) involviert zu sein scheint, kann es nicht schaden, wenn sie einfach mitkommt. So wird der Fluxkompensator auf Betriebstemperatur gebracht, Platz im DeLorean genommen, das Rauchen eingestellt… und ab geht die wilde Fahrt! Wobei „Fahrt“ nicht ganz zutreffend ist. Doc hat die Schleuder so umfunktioniert, dass keine Straßen mehr von Nöten sind, um die erforderlichen 140 km/h zu erreichen. Er klappt einfach die Räder ein und lässt die Mühle pfeilschnell (und umgeben von Blitzchen) durch die Luft und anschließend durch die Zeit sausen. Und *SCHLARADERAWUNZ!!!* sind sie im Jahr 2015.

Dort angekommen, ist es an Marty, in die unterbelichtete Haut seines unterbelichteten Sohnes Marty McFly Jr. (ebenfalls Michael J. Fox) zu schlüpfen, ohne dass dieser etwas davon mitbekommt. Das hat auch einen Grund, denn der Sohnemann wird sich an genau diesem Tag, dem 21. Oktober 2015, von Griff Tannen (ebenfalls Thomas F. Wilson), dem Enkel von Ekelpaket Biff, einlullen lassen, ein krummes Ding zu drehen. Und dieses Ding ist so krumm, dass es den McFly-Spross hinter schwedische Gardinen verfrachten wird. Und es kommt noch dicker, denn Martys Tochter Marlene (noch mal Michael J. Fox) wird nur eine Woche nach Inhaftierung des Nachwuchs-Verbrechers verknackt werden, weil sie ihrem Dödel von Bruder zur Flucht verhelfen will. Zu 20 Jahren… sollte es Marty nicht gelingen, Griffs „unwiderstehliches Angebot“ auszuschlagen …

Im „Café der 80er Jahre“ nimmt Marty die Rolle seines Sohnes ein und was eigentlich mit einem schlichten „Nein!“ hätte geregelt werden sollen, artet etwas aus. Und zwar so sehr, dass Griff und seine Gang nach einer futuristischen Verfolgungsjagd in den Händen der Cops landen. Wären wir hier nicht noch im ersten Drittel des Films, hätten wir vermutlich ein Happy End, aber bis dahin soll noch der ein oder andere unkontrollierte Zeitsprung folgen. Und da es bekanntlich einen dritten Film gibt, käme ein jetziges Ende doch sehr überraschend… also weiter: Eher zufällig bekommt Marty mit, dass die Chicago Cubs im Jahr 2015 überraschend die Baseball-Meisterschaft gewinnen. Ein Einheimischer, der Marty gegenüber erwähnt, dass er mit diesem Wissen gerne noch mal an den Anfang der Saison springen würde, um seine ganze Kohle auf die vermeintliche Gurken-Truppe zu setzen, bringt ihn auf eine Idee. Mit Sicherheit nicht legal, aber welches Gesetz schreibt schon vor, dass es Zeitreisenden nicht erlaubt ist, rückwirkend bei Sportwetten abzusahnen? Richtig… deshalb macht Marty sich auf, um in einem Nostalgie-Shop ein kleines „Souvenir“ zu organisieren. Einen Sport-Almanach, der alle Ergebnisse sämtlicher Sportarten der Jahre 1950 bis 2000 beinhaltet. Leider sieht Doc Brown das ganze Vorhaben nicht so „sportlich“ und entsorgt den Reichmach-Schmöker kurzerhand im Müll. Schließlich kann das Eingreifen ins Zeitgefüge ungeahnte Konsequenzen haben! Wenn wir diese Tatsache nicht aus dem ersten Film gelernt haben, welche dann? Im Mülleimer bleibt das gewinnversprechende Heft dennoch nicht lange. Ein alter, klappriger Mann beobachtete schon die Verfolgungsjagd vorm Rathaus und entdeckte dabei ein Auto, welches er vor langer Zeit schon mal sah… den DeLorean. Unbeobachtet fischt er den Almanach aus dem Müll, zählt Eins und Eins zusammen und fasst einen teuflischen Plan. Und dieser Geselle ist niemand geringeres als der gealterte Biff Tannen…

Zurück-blick in die Vergangenheit II

Obwohl das Ende von „Zurück in die Zukunft“ regelrecht nach einer Fortsetzung schreit, war zum Kinostart 1985 nicht klar, ob es ein Wiedersehen geben wird. Auf der einen Seite konnte man überhaupt noch nicht abschätzen, ob der kostspielige Film überhaupt den Nerv des Publikums trifft, während auf der anderen Seite gar keine Weiterführung der Geschichte geplant war. Das offene Ende sollte lediglich andeuten, dass es noch mehr Abenteuer für Marty und Doc zu bewältigen gilt. Und schließlich hatte man mit Martys Freundin Jennifer noch eine dritte Zeitreisende involviert, die man nun, nachdem die Fans auf eine Fortführung pochten, irgendwie unterbringen musste.

Die Autoren machten keinen Hehl daraus, dass die Figur der Jennifer zwar gut ins Ende des ersten Films gepasst hat, sie aber keine Ahnung hatten, wie sie sie in der Fortsetzung unterbringen sollten. Deshalb wurde sie durch Doc kurzerhand schlafen gelegt und bekam einen reduzierten Part, in dem sie ihre zukünftige Familie ungewollt observiert. Den aufmerksamen Zuschauern… ach, was rede ich da… JEDEM wird nicht entgangen sein, dass Jennifer Parker in „Zurück in die Zukunft II“ nicht mehr von Claudia Wells gespielt wird, sondern von Elisabeth Shue, die zu Beginn der Dreharbeiten bereits auf erfolgreiche Filme wie „Karate Kid“, „Link - Der Butler“, den immer wieder großartigen Spaß „Die Nacht der Abenteuer“ und „Cocktail“ mit Tom Cruise zurückblicken konnte. Auch nach „Zurück in die Zukunft II“ (und III) ging es weiter bergauf und nach ihrer Oscar-Nominierung für „Leaving Las Vegas“ sah man sie in „The Saint - Der Mann ohne Namen“, Verhoevens „Hollow Man“, dem Genre-Heuler „Piranha 3D“, als Teil des „CSI: Vegas“-Teams, dem „Death Wish“-Remake oder den beiden erfolgreichen Serien „The Boys“ und „Cobra Kai“. Um Ur-Jennifer Claudia Wells wurde es hingegen sehr, sehr still. Nachdem sie vor dem Dreh bereits Serien- und TV-Film-Luft geschnuppert hatte, sah man sie noch in ein paar wenigen Rollen, bevor sie der Schauspielerei vorerst den Rücken kehrte, um sich um ihre Mutter zu kümmern, bei der ein Krebsleiden diagnostiziert wurde. Erst seit 2008 ist Wells, die übrigens ein Geschäft für Herrenbekleidung in Kalifornien besitzt, auch wieder sporadisch vor der Kamera in kleineren Rollen zu sehen. 2011 war sie zumindest noch einmal als Jennifer Parker zu hören: und zwar im „Back to the Future“-Game, auf das wir aber später noch genauer eingehen werden…

Durch den Umstand, dass Jennifer nun von einer anderen Schauspielerin dargestellt wurde, konnte man für die Eröffnungsszene natürlich nicht das Original-Ende des ersten Films benutzen. So musste das vorhandene Material nochmals mit neuer Besetzung gefilmt werden, was uns zu einer weiteren Änderung im Cast bringt: George McFly. Dieser wird in der Fortsetzung nicht mehr von Crispin Glover verkörpert, der es etwas zu ambitioniert anging. Tatsächlich verlangte er für seine Teilnahme eine utopische Summe, was von der Produzenten-Seite nicht akzeptiert wurde. Ein Grund, warum George McFly im alternativen 1985, in das es Marty durch Biffs Almanach-Manipulierung führt, unter die Erde verfrachtet wurde. Im Jahr 2015 taucht George allerdings quicklebendig auf… jedoch steckt ein anderer Schauspieler unter den künstlichen Hautschichten, die Glover schon im ersten Film älter erscheinen ließen. Jeffrey Weissman ist als George McFly meist nur im Hintergrund zu sehen oder wurde kopfüber gefilmt, was im 2015-Abschnitt von „Zurück in die Zukunft II“ mit einer Rücken-Verletzung erklärt wird, durch die der gute George mit dem Kopf nach unten ausgerichtet durch die Gegend schwebt. Die Täuschung war allerdings derart gelungen, dass Crispin Glover das Studio auf Schadenersatz verklagte, da der „neue“ George McFly ihm derart ähnelte, dass seine Einwilligung hätte eingeholt werden müssen. Man einigte sich später außergerichtlich, was UNIVERSAL günstiger erschien, als ein teures und langwieriges Gerichtsverfahren in Kauf zu nehmen.

Spielte „Zurück in die Zukunft“ nach dem Zeitsprung noch in den 50ern, wollte Bob Gale die Fortsetzung eigentlich im Hippie-Jahrzehnt der 60er stattfinden lassen. Nach einem ersten Drehbuch-Entwurf entschied man sich allerdings dagegen und hielt es für interessanter, mit den verschiedenen Zeit-Paradoxa herumzuspielen. Das ist den Machern auch sehr gut gelungen, denn nach dem quietschbunten 2015, welches – wie wir heute wissen – nicht mal annähernd so geleckt und künstlich aussieht, wie im Film vermittelt, führt es Marty in eine alternative Realität des Jahres 1985. Dort wird es dann richtig düster und das Setting erinnert an eine Mischung aus „Blade Runner“, „Straßen in Flammen“ und den Weltuntergangs-Visionen der „Terminator“-Reihe. In nicht verwendeten Szenen sticht dies noch etwas mehr heraus, wenn Marty sich die zerstörten Gebäude ansieht und auf seinen leicht verwirrten Bruder Dave trifft, der erneut von Marc McClure, dem Jimmy Olsen aus den „Superman“-Filmen mit Christopher Reeve, gespielt wird. Richtig interessant wird es, wenn den 50er-Jahren erneut ein Besuch abgestattet wird. Und zwar genau während der Handlung des Originals. Hier sehen wir quasi identische Szenen aus „Zurück in die Zukunft“, in denen Marty sich aus anderen Perspektiven selbst beobachtet, was es zuvor noch nicht gegeben hat. Für die damalige Zeit wahnsinnig aufwändig, nicht nur was die Tricktechnik anbelangt. Timing heißt das Zauberwort, was ganz besonders auffällt, wenn man beide Filme in kurzen Abständen schaut. Die Kontinuität musste stimmen und jedes Set detailgetreu nachgebaut werden.

Abwechslung gibt es damit im zweiten Film genug, denn dieser lässt kaum Zeit zum Durchatmen, um das gerade gesehene anständig zu verarbeiten. Hat mich früher vor allem der verspielte Look der Zukunft begeistert, hat sich dieses nun komplett geändert. Das hat nichts damit zu tun, dass 2015 mittlerweile Geschichte ist und wir es besser wissen, sondern liegt eher an der schon recht blauäugigen Herangehensweise der Macher. Alles auf blitzblank und spacig zu trimmen, erscheint mir dann doch zu einfach. Vieles schreit regelrecht nach Plastik, Requisite und Film-Set. Lediglich Martys NIKEs („Powerlaschen, nicht schlecht!“) und das Hoverboard sind positiv im Gedächtnis geblieben. Zu Letzterem gab es damals übrigens das Gerücht, dass MATTEL dieses tatsächlich entwickelt hätte und auf den Markt bringen wolle, was empörte Eltern aber angeblich für unverantwortlich hielten. Tatsächlich handelte es sich um KEIN echtes Brett, sondern um aufwändige Dreharbeiten, bei denen die Darsteller an Seilen durch die Gegend gezogen wurden.

Es lohnt sich auch, mal ein wenig auf die Nebendarsteller im Film zu achten: Im „Café der 80er Jahre“ mischt Marty sich zwischen zwei Kids, die einen alten Spielautomaten zum Laufen bringen wollen. Einer der beiden Jungen ist Herr Frodo höchstpersönlich. Ja, Elijah Wood („Das zweite Gesicht“, „The Faculty“, „Sin City“, „Maniac“) war bereits im filmischen 2015 auf Hobbit-Größe gewachsen und gab 1989 mit dieser kleinen Rolle sein Leinwand-Debüt. Casey Siemaszko („Stand by Me“, „Faustrecht - Terror in der High School“, „Young Guns“, „Von Mäusen und Menschen“) ist erneut als einer von Biff Tannens ätzenden Anhängseln zu sehen, zu denen sich auch wieder Billy Zane gesellt. Die beiden trafen sich 1996 noch mal am Set zu „Das Phantom“, wo Zane den titelgebenden Comic-Helden verkörperte. Zu Tannen-Enkel Griffs Entourage gehört indessen Jason Scott Lee, den man unter anderem aus „Dragon - Die Bruce Lee Story“, „Rapa Nui“, „Das Dschungelbuch“ oder der aktuellen Real-Verfilmung von „Mulan“ kennen könnte. Die Rolle des Needles übernimmt in der gesamten „Zurück in die Zukunft“-Trilogie Michael Peter Balzary, den man vielleicht eher unter seinem Künstlernamen Flea kennt. Der Australier hat eine beachtliche Karriere als Musiker vorzuweisen und ist als Bassist Mitbegründer der Red Hot Chili Peppers. Gelegentlich zieht es Flea aber auch mal zum Film und so hatte er Auftritte in „The Big Lebowski“, „Fear and Loathing in Las Vegas“ oder dem verunglückten „Psycho“-Remake von Gus Van Sant. So, genug Namedropping (für den Moment), denn wir haben ja noch einen weiteren Zeitsprung vor uns …

„Zurück in die Zukunft III“
(„Back to the Future Part III“; USA 1990)

Da hat’s den Doc doch tatsächlich in den Wilden Westen geblasen! Der Brief, den Marty am Ende des zweiten Teils erhielt, kündigte dies bereits an. Nun ja, das späte 19. Jahrhundert stand ja eh auf seiner Reiseliste, also alles gut… oder? Nein, natürlich nicht. Ansonsten hätten wir uns den dritten Teil ja direkt sparen können. Ist doch nur logisch, dass mal wieder nix rund läuft und felsenartige Stolpersteine im Weg liegen. Und schließlich dümpelt Marty ja (mal wieder) im Jahr 1955 rum, also dreißig Jahre vor der Zeit, in die er eigentlich gehört. Nachdem der Blitz unverhofft den DeLorean traf und der flatternde Hobel sich samt Doc Brown und einem lauten *SCHALADADDARAWUNZ!!!* in Luft auflöste, eilt Marty zum Rathausplatz von Hill Valley. Dort hat sein anderes Ich gerade die Heimreise nach dem Blitzeinschlag in die Rathausuhr angetreten… die Älteren werden sich erinnern. Da turnt der noch recht frische Doc gerade noch jubelnd über die Straße, weil er es vollbracht hat, Marty in seine Zeit zu verfrachten, nachdem dieser durch das Zusammenbringen seiner Teenie-Eltern die eigene Existenz gesichert hat, da kloppt den Wissenschaftler der Anblick des zweiten Martys, der die Abreise seines Ebenbildes nur um Haaresbreite verpasst hat, ordentlich aus den Socken. Den Schock muss der arme Kauz erstmal verdauen… Und wenn Ihr jetzt komplett verwirrt seid, fangt mit dem Lesen am besten noch mal ganz am Anfang an. Ich weiß, dass es nicht einfach ist, doch die gesamte Story einer Zeitreise-Trilogie schlüssig in Schriftform wiederzugeben ist kein Zuckerschlecken, und für mich ist es auch die achte Stunde, also arbeitet bitte etwas mit… während mir rauschender Dampf aus den Ohren steigt. Danke.

Wo waren wir? Ach ja… Wieder im heimischen Labor, erklärt Marty dem 1955er Doc, was sich auf der Landstraße abgespielt hat (DeLorean, Blitz, Peng, Doc weg) und liest in Wildwest-Docs Brief, dass dieser die Zeitmaschine nach seiner Ankunft im Jahr 1895 in einem verlassenen Stollen versteckt hat. Zählt man 1 und 1 zusammen, sollte die Möhre also auch 70 Jahre später noch an Ort und Stelle sein. Also genau jetzt. Da gibt es nur einen Weg, dieses herauszufinden.

Tatsächlich werden die beiden fündig. Der DeLorean ist noch intakt und eigentlich sollte Marty nun endlich in seine Zeit reisen können, da der Doc im Wilden Westen wohlauf ist, sich dort als Schmied niedergelassen hat und in seiner Nachricht dringend davon abrät, dass Marty einen Rettungsversuch unternimmt. Hätte er wohl auch nicht gemacht, wenn er auf einem abgeranzten Friedhof nicht über einen Grabstein mit Doc Browns Namen gestolpert wäre. Auf diesem steht geschrieben, dass Emmett Brown am 7. September 1885 sein Leben ließ. In den Rücken geschossen von einem gewissen Buford Tannen, bei einem Streit um lumpige 80 Dollar… was inflationsbereinigt etwa 12 Mark fuffzich wären. Und nach slowakischem Wechselkurs ca. 4,19€… oder so ähnlich. Jedenfalls geschah der heimtückische Mord exakt sechs Tage nachdem Doc den Brief an Marty verfasste. Und nu? Blöde Frage… natürlich rein in den DeLorean und Doc retten!

Zurück-blick in die Vergangenheit III

Mit dem dritten Teil findet die „Zurück in die Zukunft“-Trilogie ihren Abschluss… was irgendwie logisch ist, denn sonst wäre es ja keine Trilogie. Viele Stimmen behaupten, dass der finale Teil der schwächste der Reihe wäre, was durchaus berechtigt ist. Mir geht es ähnlich und man merkt, dass im dritten Anlauf die Luft langsam dünn wurde. Was in Teil 2 noch als liebevolle Reminiszenz an den Vorgänger durchging, wirkt hier nur noch abgekupfert und kopiert. Gags wiederholen sich und alles wird auf Happy End gebürstet. Die Love Story um Doc Brown und die Lehrerin Clara Clayton (Mary Steenburgen, die 1979 im gelungenen Thriller „Flucht in die Zukunft“ bereits Zeitreise-Luft schnuppern konnte) ist dabei zwar ein neues Element, welches den zerstreuten Wissenschaftler in den Vordergrund rückt und von einer anderen Seite beleuchtet, bremst aber leider den Story-Fluss immer wieder aus. Gerade im Vergleich zum rasanten zweiten Teil, holpert es hier und da gewaltig.

Trotzdem gibt es für Fans wieder vieles zu entdecken und Michael J. Fox gibt sich auch wieder die Ehre, in eine zweite Rolle zu schlüpfen. Diesmal als irischer Einwanderer Seamus McFly, der gleichzeitig Martys Ururgroßvater ist. Ein Wiedersehen gibt es im Wilden Westen ebenfalls mit Lea Thompson. Diese ist als Seamus‘ Frau Maggie vor Ort, während James Tolkan, der glatzköpfige Schulleiter, der Marty 1985 das Leben schwer macht, als Marshal für Recht und Ordnung im kleinen Wüstenkaff Hill Valley sorgt. Dass Thomas F. Wilson, der übrigens am Set der netteste und höflichste Kerl überhaupt gewesen sein soll, in die Haut des schießwütigen Buford Tannen schlüpft (welcher seinen Spitznamen „Mad Dog“ mal so gar nicht leiden kann), versteht sich fast von selbst. Auch in „Zurück in die Zukunft III“ haben sich nach Huey Lewis in „Zurück in die Zukunft“ und Flea in „Zurück in die Zukunft II“ (hat im dritten Teil ebenfalls einen kleinen Part) ebenfalls Musiker eingeschlichen. Auf dem Hill Valley Festival sind die Zottel-Rocker von ZZ Top zu sehen, die fleißig die Klampfen kreisen lassen. Die Texaner geben dort eine Akustik-Version ihres Songs „Doubleback“ zum Besten, welcher in voller Pracht dann im Abspann zu hören ist. Überraschenderweise war die rockige „Doubleback“-Fassung nicht auf dem Soundtrack vertreten, dafür aber auf ZZ Tops zehntem Studioalbum „Recycler“ aus dem Jahr 1990. Komponiert wurde der gesamte Score erneut von Alan Silvestri. Dieser gab dem bekannten Thema einen Wildwest-typischen Anstrich und orientierte sich musikalisch an großen Western-Vorbildern, was natürlich perfekt zum Setting passt.

Ein witziges Detail ist, dass Marty sich im Jahr 1985 selbst den Namen Clint Eastwood verpasst. Nannte er sich (beziehungsweise seine Mutter IHN) 1955 noch nach dem amerikanischen Modedesigner Calvin Klein, nimmt er sich in Teil 3 eine der größten Western-Ikonen zum Vorbild. Eastwood persönlich gab den Machern grünes Licht für die Verwendung seines Namens, was sonst schnell teuer hätte werden können.

Es steht wohl völlig außer Frage, dass die „Zurück in die Zukunft“-Trilogie neue Maßstäbe setzte. Selbst wenn ich den Abschluss hier und dort bemängelt habe, steht die Reihe als Gesamtwerk noch ganz, ganz weit oben im All-Time-Ranking. Wann gab es zuvor eine Filmreihe, die derart aufeinander aufbaute? Spontan würde mir da „Star Wars“ in den Sinn kommen. Lange Zeit DIE Vorzeige-Trilogie, bevor man zum Jahrtausendwechsel die drei Prequels nachlegte und die mittlerweile auf neun Filme angewachsene „Skywalker Saga“ 2019 mit dem Abschluss einer dritten Trilogie komplettierte. Revolutionär und damit die wohl langlebigste Saga der Filmgeschichte.

Revolutionär waren bei „Zurück in die Zukunft“ aber auch die Dreharbeiten der Teile 2 und 3, um mal wieder zum Thema zurückzukommen. Diese wurden nämlich unmittelbar hintereinander gedreht. Während ein Teil der Crew noch mit dem Schnitt und der Nachbearbeitung von „Zurück in die Zukunft II“ beschäftigt war, war der andere Teil samt Darsteller - nach einer kurzen Verschnaufpause - schon wieder voll in Action. Solche Back-to-Back-Drehs sind heute keine Seltenheit mehr, jedoch muss ein Studio schon ordentlich Vertrauen in ein Projekt haben, um ohne 100%ige Erfolgsaussichten solch einen Batzen Geld zur Verfügung zu stellen. Besonders in der heutigen Zeit, wo ein Blockbuster locker im sechsstelligen Millionen-Bereich angelegt ist (die ebenfalls in einem Rutsch gedrehten „Avengers: Infinity War“ und „Avengers: Endgame“ verschlangen zum Beispiel 365 Millionen US-Dollar). Bekannteste Beispiele der neueren Zeit dürften Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Trilogie sein, mit der man gleich alles auf eine Karte setzte und nicht absehen konnte, ob das Publikum überhaupt darauf anspringen würde, oder die beiden letzten Teile der „Matrix“-Trilogie, bei denen man nach dem Überraschungserfolg des Erstlings zumindest mit einem Bein auf der sicheren Seite war.

Nun haben wir gerade bereits einige Trilogien erwähnt, doch im Prequel-Wahn von Hollywood haben nur noch die wenigsten Bestand. Unumstößliche Triples wie „Der Pate“, „Herr der Ringe“, „Der Hobbit“ oder Nolans „Batman“ werden wohl weiterhin den Status tragen, doch die erfolgreichen Filmreihen „Fluch der Karibik“, „Indiana Jones“, „Alien“, „Terminator“, „Jurassic Park“, „Toy Story“ oder bald auch „Matrix“ bekamen diesen im Laufe der Jahre aberkannt. Oft blieben die nachgeschobenen Werke hinter den Erwartungen zurück, was besonders ins „Terminator“-Franchise reingrätschte und eigentlich nur im Falle von „Toy Story“ hervorragend funktionierte. Ob „Matrix“ mit einem neuen Ableger noch mal richtig reinkickt und Keanu Reeves, der dank „John Wick“ (NOCH eine Trilogie…, aber nicht mehr lange) aktuell seinen zweiten Kino-Frühling erlebt, so erneut in den Star-Olymp aufsteigen kann, wird sich zeigen. Sicher sein kann man sich hingegen, dass „Zurück in die Zukunft“ nicht nachhaltig durch Hollywoods Größenwahn geschädigt wird. Bob Gale und Robert Zemeckis sind sich einig, dass die drei Filme für sich stehen und (zumindest auf der Leinwand) als abgeschlossen zu betrachten sind. Es existiert eine Übereinkunft mit Steven Spielberg und AMBLIN ENTERTAINMENT, dass es zu Lebzeiten von Gale und Zemeckis nicht zu einer Fortsetzung kommen wird. Und angeblich soll sogar testamentarisch festgelegt sein, dass die Erben ebenfalls die Finger von dem zeitlosen Stoff lassen. Es wäre allen Beteiligten zu wünschen, denn solch ein Film-Erlebnis wie „Zurück in die Zukunft“ ließe sich heutzutage selbst mit modernster Technik mit Sicherheit nicht wiederholen. Charme lässt sich halt nicht rendern …

Strahlende Zukunft

Um den irren Trip durch Vergangenheit, Gegenwart (die mittlerweile auch schon schlanke 36 Jahre zurückliegt…) und Zukunft (2015… aber was soll’s) in bestmöglicher Qualität genießen zu können, sollte man als angehender Zeitreisender auf die 4K-Variante zurückgreifen. Diese wurde von UNIVERSAL erstmalig Ende 2021 in einer limitierten Steelbook-Edition aufgelegt. Dazu benötigte man allerdings flinke Finger, denn wer zu langsam war, den „Vorbestell“-Button zu drücken, ging erstmal leer aus. Der Schuber mit den drei dekorativen Metall-Hüllen, die zusammengelegt ein durchgängiges Motiv mit Marty im DeLorean bilden, waren schneller ausverkauft, als Biff in einen Laster voll Scheiße brettern konnte. Damit die zahlreichen Fans, die diese Chance verpassten, nicht komplett in die Röhre schauen mussten, legte UNIVERSAL nach und veröffentlichte „Zurück in die Zukunft: The Ultimate Trilogy“ in einer Keep Case-Edition. Und das noch zu einem mehr als attraktiven Preis, wenn man bedenkt, was man dafür alles bekommt …

In einem praktischen Schuber untergebracht, liegen in den einzelnen Hüllen der Filme jeweils die 4K- und zusätzlich die Blu-ray-Fassungen vor. In die Hülle zum Trilogie-Abschluss hat sich zusätzlich noch eine Bonus-Blu-ray geschlichen, was das stattliche Set auf insgesamt 7 Discs anwachsen lässt. Ich habe mir die Ultra-HD-Fassungen von vorne bis hinten mit allem Zipp und Zapp angeschaut und jede einzelne Sekunde genossen. Da ich neben den VHS-Kassetten und der allerersten DVD-Trilogie im DigiPak auch die Blu-ray-Versionen besitze, die UNIVERSAL Ende 2012 in drei Steelbooks veröffentlichte, kann ich guten Gewissens sagen, dass sich die in der vorliegenden Box befindlichen blauen Scheiben gegenüber ihren Vorgängern ebenfalls verbessert haben. Es wurde ein neues Master verwendet, welches noch mal Einiges rausgeholt hat. Somit liegen auch für reine Blu-ray-Gucker die besten Fassungen vor (natürlich auch separat und ohne 4K-Zusatz erhältlich). Wer jedoch die Möglichkeit für die ultra-hochauflösende Dröhnung hat, sollte diese auch nutzen, denn klarer wird man Marty und Doc wohl in naher Zukunft nicht zu sehen bekommen. Dank des gestochen scharfen Bildes nimmt man Details wahr, die bisher nur zu erahnen waren. Man kann fast die Motten in Docs zerzaustem Fiffi sehen! Besonders hat mich da der erste Teil geflasht, bei dem man Dank des dezenten Filmkorns am besten erkennen kann, dass nichts totgefiltert wurde. Die Farben wirken natürlich und selbst die Spezialeffekte fügen sich passabel ein. Dieses Gefühl hatte ich bei der direkten Fortsetzung nicht konstant, da die Visual Effects an einigen Stellen wie Fremdkörper wirkten. Dank HDR10+ und Dolby Vision bekommt man aber bei allen drei Filmen die optimalen Kontrastwerte. Die Farbsättigung ist phänomenal. Die Tonprobleme, die noch bei der Steelbook-Auflage vorhanden waren, wurden korrigiert und in den aktuell erhältlichen Editionen befinden sich Neupressungen der Discs. Um den technischen Krimskrams übersichtlicher zu gestalten, kommen hier…

  • ...die „universellen“ Fakten zum optimalen Filmgenuss:

    „Zurück in die Zukunft“ 4K-Ultra-HD

    • Bild: 3840 x 2160p; HDR10/HDR10+/Dolby Vision; 1.85:1 Widescreen
    • Sprache/Ton: Deutsch, Englisch: Dolby Atmos; Spanisch, Italienisch, Türkisch: DTS Digital Surround 5.1
    • Untertitel: Deutsch, Englisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch, Türkisch
    • Laufzeit: 116 Minuten

    „Zurück in die Zukunft“ Blu-ray

    • Bild: 1.85:1 Widescreen
    • Sprache/Ton: Deutsch, Spanisch, Italienisch, Türkisch: DTS Digital Surround 5.1; Englisch: DTS-HD Master Audio 5.1
    • Untertitel: Deutsch, Englisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch, Türkisch
    • Laufzeit: 116 Minuten

    Bonusmaterial (4K-Ultra-HD & Blu-ray)

    • Q&A-Kommentar von Regisseur Robert Zemeckis und Produzent Bob Gale; Filmkommentar mit den Produzenten Robert Zemeckis und Neil Canton; Unveröffentlichte Szenen; Geschichten aus der Zukunft: Am Anfang / Es wird Zeit / Zeit bewahren; Kurzfeatures aus dem Archiv; Q&A mit Michael J. Fox; Hinter den Kulissen; Huey Lewis and the News - „Power of Love“-Musikvideo; Kino-Teaser-Trailer; Wendecover

    „Zurück in die Zukunft II“ 4K-Ultra-HD

    • Bild: 3840 x 2160p; HDR10/HDR10+/Dolby Vision; 1.85:1 Widescreen
    • Sprache/Ton: Deutsch, Englisch: Dolby Atmos; Spanisch, Italienisch, Türkisch: DTS Digital Surround 5.1
    • Untertitel: Deutsch, Englisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch, Türkisch
    • Laufzeit: 108 Minuten

    „Zurück in die Zukunft II“ Blu-ray

    • Bild: 1.85:1 Widescreen
    • Sprache/Ton: Deutsch, Spanisch, Italienisch, Türkisch: DTS Digital Surround 5.1; Englisch: DTS-HD Master Audio 5.1
    • Untertitel: Deutsch, Englisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch, Türkisch
    • Laufzeit: 108 Minuten

    Bonusmaterial (4K-Ultra-HD & Blu-ray)

    • Q&A-Kommentar von Regisseur Robert Zemeckis und Produzent Bob Gale; Filmkommentar mit den Produzenten Robert Zemeckis und Neil Canton; Unveröffentlichte Szenen; Geschichten aus der Zukunft: Die Zeit vergeht wie im Flug; Die Physik von Back to the Future mit Dr. Michio Kaku; Kurzfeatures aus dem Archiv; Hinter den Kulissen; Original-Kinotrailer; Wendecover

    „Zurück in die Zukunft III“ 4K-Ultra-HD

    • Bild: 3840 x 2160p; HDR10/HDR10+/Dolby Vision; 1.85:1 Widescreen
    • Sprache/Ton: Deutsch, Englisch: Dolby Atmos; Spanisch, Italienisch, Türkisch: DTS Digital Surround 5.1
    • Untertitel: Deutsch, Englisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch, Türkisch
    • Laufzeit: 118 Minuten

    „Zurück in die Zukunft III“ Blu-ray

    • Bild: 1.85:1 Widescreen
    • Sprache/Ton: Deutsch, Spanisch, Italienisch, Türkisch: DTS Digital Surround 5.1; Englisch: DTS-HD Master Audio 5.1
    • Untertitel: Deutsch, Englisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch, Türkisch
    • Laufzeit: 118 Minuten

    Bonusmaterial (4K-Ultra-HD & Blu-ray)

    • Q&A-Kommentar von Regisseur Robert Zemeckis und Produzent Bob Gale; Filmkommentar mit den Produzenten Robert Zemeckis und Neil Canton; Unveröffentlichte Szenen; Geschichten aus der Zukunft: Aller guten Dinge sind drei / Die Zeit wird es zeigen; Kurzfeatures aus dem Archiv; Hinter den Kulissen; ZZ Top - „Doubleback“-Musikvideo; FAQs zur Trilogie; Original-Kinotrailer; Back to the Future: Die Achterbahn; Wendecover

    Bonus-Disc

    • Das Hollywood Museum auf den Spuren von Back to the Future; Back to the Future: Hinter den Kulissen des Musicals; Eine andere Zukunft: Wiederentdeckte Casting-Tapes; Würdest Du in den Back to the Future-Filmen überleben?; Eine Nachricht von Doc Brown (2015); Doc Brown rettet die Welt!; Outatime: Die Restaurierung des DeLoreans; Ein Blick auf Back to the Future; Back to the Future: Die animierte Serie; Werbeclips (2015)

Geschichtsunterricht der Brown’schen Art

Wer nach der Trilogie den Kanal noch nicht voll hat, darf sich die Zeit weiterhin mit Marty, Doc und Co. vertreiben. Co. steht in diesem Fall für Doc Browns Familie, die wir schon im Film-Finale kurz gemeinsam versammelt sehen durften… zumindest Jules und Verne, die Söhne von Emmet und Clara, deren Kennenlernen ja schon im Fokus von „Zurück in die Zukunft III“ stand. In zwei Staffeln (mit jeweils 13 Folgen) bringt der Wissenschaftler dem Nachwuchs mehr geschichtliche Fakten bei, als es - Pi mal Daumen - zehn Schuljahre (ohne Covid-Bremse) je könnten. Wobei… so staubtrocken, wie es sich vielleicht anhören mag, ist die abenteuerlich-rasante Zeichentrickserie selbstverständlich nicht. Wir reden hier immer noch über - mehr oder weniger - kompetentes Personal, welches entweder mit einem umgeschraubten DeLorean oder einer futuristisch hochgepowerten Lokomotive durch die Zeit brettert. Dabei ist das Hauptaugenmerk auf Familie Brown, wenn es kreuz und quer durch die Zeitgeschichte geht. Es geht von Hill Valley ins alte Rom, zurück in prähistorische Zeiten, das Frankreich des 19. Jahrhunderts, auf Stippvisite zu Zeiten des Bürgerkriegs, ins Mittelalter und sogar bis in die Tiefen des Weltalls. In allen Epochen gibt es reichlich Abenteuer zu bestehen, bei denen auch Marty McFly immer mal wieder mit an Bord ist. Dieser ist aber auch in seinem Privatleben reichlich eingespannt, besucht er doch mittlerweile das College. Selbstverständlich darf Biff Tannen ebenfalls nicht fehlen. Dessen Sippe macht es dem Brown/McFly-Gespann nicht nur in der Gegenwart schwer, sondern treibt verstreut durch alle Zeiten ihr Unwesen.

Jede Folge wird durch Doc Brown-Darsteller Christopher Lloyd höchstpersönlich eingeleitet. Kleine Clips stimmen so aufs kommende Abenteuer ein. Produzent Bob Gale ist ebenfalls involviert, was zeigt, dass die Zeichentrickserie kein Schnellschuss ist, der sich an den Erfolg der Trilogie hängt, sondern eher eine sehr schöne Fortführung der Geschichte. Natürlich auf eine junge Zielgruppe zugeschnitten, können aber auch Junggebliebene und Nostalgiker kurzweiligen Spaß mit den abwechslungsreichen Storys haben. Übrigens keine Seltenheit, dass animierte Serien auf erfolgreiche Filmproduktionen folgen. Man denke da nur an „Ghostbusters“ oder „Police Academy“. Für die deutsche Sprachfassung konnten die Original-Sprecher der Film-Trilogie gewonnen werden. Somit gibt es ein Wiederhören mit Sven Hasper, der neben Michael J. Fox auch Christian Slater als Stammsprecher synchronisiert, und Thomas Petruo, den man schon in allen drei Filmen als Biff Tannen hören konnte. Lutz Mackensy, der in die Fußstapfen von Ernst Jacobi trat, kennt man seit „Zurück in die Zukunft II“ als Stimme von Doc Brown. Als Schauspieler ebenfalls kein unbeschriebenes Blatt und in zahlreichen TV-Serien vertreten, kennt man Mackensey weiterhin als deutsche Stimme von Stanley Tucci, Rowan Atkinson in seinen „Johnny English“-Auftritten und den Al Pacino-Streifen der 70er, bevor Kevin Costner- und Pierce Brosnan-Sprecher Frank Glaubrecht diesen Job übernahm. Im englischen Originalton kehrten Mary Steenburgen (Clara) und Thomas F. Wilson (Biff) in ihre bekannten Rollen zurück. Dort bekommen O-Ton-Hörer zudem Homer Simpson himself auf die Ohren. Dan Castellaneta, der seit 1989 das Simpson-Familienoberhaupt stimmlich darstellt, übernahm den Doc Brown-Part… D’OH!!!

Das im schönen Münster ansässige Label TURBINE, bei Filmfreunden bekannt für liebevolle und bestens ausgestattete Heimkino-Veröffentlichungen, hat sich den 26 Episoden angenommen und „Zurück in die Zukunft - Die komplette Zeichentrickserie“ in einem DigiPak mit 5 DVDs herausgebracht. Neben den 600 Minuten der beiden Staffeln gibt es noch exklusives Bonusmaterial. Mit „Drawn to the Future“ liegt eine zweieilige Interviewdokumentation vor, in der unter anderem Produzent Bob Gale, Regisseur John Hays und die Autoren John Ludin und John Loy zu Wort kommen. Hinzu kommen noch ein Storyboard/Screen-Vergleich der Folge „Ferien im alten Rom“ (Staffel 1, Episode 5) und Fotogalerien mit bisher unveröffentlichtem Material. Wie bei TV-Serien der 90er üblich (entstanden ist sie zwischen 1991 und 1992), liegt das Bild im 4:3 Format vor, während der deutsche und englische Ton jeweils in Dolby Digital 2.0 daherkommt. Mittlerweile ist die Serie auch in einer platzsparenden SD on Blu-ray-Variante (inklusive Wendecover) erhältlich.

In Wort und Bild

Für Freundinnen und Freunde gedruckter Erzeugnisse gibt es natürlich ebenfalls reichlich themenbezogene Lektüre. Angefangen mit einem Werk, welches ich nicht mehr in meinem Nerd-Fundus missen möchte: „Back to the Future: The Ultimate Visual History“.

Dieser wuchtige Wälzer im Coffee Table-Format wurde am 20. Oktober 2015 von HARPER COLLINS auf den US-Markt geworfen. Der offiziell lizenzierte Hardcover-Brocken wartet mit Vorworten von Michael J. Fox und Christopher Lloyd auf, was per se schon mal großartig ist! Ferner steuerten Bob Gale und Robert Zemeckis warme Worte bei, was aber noch lange, lange nicht alles ist: Neben unzähligen interessanten Texten, beginnend mit dem Kennenlernen der beiden Bobs (Gale und Zemeckis), finden sich geballte Informationen zur Entstehung der „Zurück in die Zukunft“-Trilogie. Produktionsnotizen, handschriftliche Vermerke, offizielle Schreiben, Skizzen, Design-Entwürfe, Storyboards und so weiter, und so weiter… Dann natürlich noch reichhaltiges Bildmaterial. Darunter seltene Fotos von den Dreharbeiten, Einblicke in die Arbeiten der Special Effects-Crew, Hinter-den-Kulissen-Material, die genialen Artworks von Ausnahmekünstler Drew Struzan, der zu so ziemlich jedem Kassenknüller der letzten 50 Jahre kunstvolle Plakate schuf („Star Wars“, „The Thing“, „Indiana Jones“, „Hook“, „Die Verurteilten“, „Masters of the Universe“, „Auf dem Highway ist… hören wir lieber auf, denn die Liste könnte ganze Bücher füllen), Szenenbilder und Cast & Crew-Fotos. Die bereits angesprochene Zeichentrickserie bekommt ebenfalls gebührenden Platz eingeräumt. Ebenso „Back to the Future: The Ride“, die Themen-Park-Attraktion aus den Universal Studios in Florida, Hollywood und Osaka. Die US-Attraktionen mussten 2007 allerdings (nach insgesamt 16 Jahren in Betrieb) dem „The Simpsons Ride“ weichen… Na wartet, ihr miesen kleinen …

Wer sich noch nostalgisch an alte „YPS-Heft“-Zeiten zurückerinnert, wird bei „Back to the Future: The Ultimate Visual History“ entweder gänzlich aus dem Häuschen sein oder einen mittelschweren Kindheits-Flashback erleiden. Es gibt nämlich Gimmicks. Jaaaa, GIMMICKS! Woohoooo!!! Die Damen und Herren von HARPER DESIGN, einem Imprint von HARPER COLLINS, haben sich nicht lumpen lassen und in Zusammenarbeit mit UNIVERSAL Original-Requisiten reproduziert, die dem Klopper beiliegen. So bekommen wir beispielsweise das Buch-Cover von George McFlys Debüt-Roman „A Match made in Space“, eine Dollar-Note aus Biffs Casino aus „Zurück in die Zukunft II“, das Enchantment under the Sea-Foto von George und Lorraine, die Frontseite der USA Today, auf der von Marty Juniors Verhaftung berichtet wird, eine Quittung aus dem Blast from the Past-Shop, Martys Brief an Doc (inklusive Umschlag), Docs Post aus dem Wilden Westen, das ikonische schwarz-weiß-Foto vor der taufrischen Rathausuhr, die erste Skizze des Fluxkompensators, die Doc anfertigte, nachdem er sich die Murmel anstieß, das „JAWS 19“-Poster, welches glücklicherweise Fiktion blieb, nachdem die „Der weiße Hai“-Reihe bereits mit dem gurkigen vierten Teil zu Grabe getragen wurde, ein „The Ride“-Ticket und als Highlight ein Lenticular-Foto von Marty und seinen Geschwistern, welches die Angehörigen durch Kippen und Neigen aus der Zeit fegt. Herrlich… da hat man sich wahrlich Mühe gegeben. Passend zum 35. Jubiläum des ersten Films, erschien Ende 2020 eine „Revised and Expanded Edition“, die inhaltlich nochmals aufgestockt wurde. Michael Klastorin hat hier (zusammen mit Randal Atamaniuk) das wohl ansprechendste und zugleich umfangreichste Werk vorgelegt, das man sich als Fan nur wünschen kann. Dass es keine deutschsprachige Variante gibt, ist dabei mehr als zu verschmerzen.

Wie vor jedem großen Franchise, egal aus welchem Medium, hat die Comic-Branche auch vor „Zurück in die Zukunft“ keinen Halt gemacht… wäre ja auch ein Wunder gewesen, wo selbst Games wie „Fortnite“ heutzutage Platz auf bedrucktem Papier eingeräumt wird. Aber das ist ein anderes Thema. 1991 erschien aus dem Hause HARVEY COMICS ein nicht nummerierter Preview-Comic, der sich vom Look an der bereits angesprochenen Zeichentrickserie orientierte. Diesem folgte eine Mini-Serie, die im Juni 1992 mit der vierten Ausgabe endete. Noch im Oktober selbes Jahrs folgte eine weitere Kurz-Serie mit drei Heften. Dann wurde es lange, lange still um die beliebten Zeitreisenden.

Erst 2015 reaktivierte der US-Publisher IDW Marty und Doc aus dem Vorruhestand. Bis Oktober 2017 erschienen 25 Ausgaben, in denen sich die fünf abgeschlossenen Storylines „Untold Tales and Alternate Timelines“, „Continuum Conundrum“, „Who Is Marty McFly?“, „Hard Time“ und „Time Served“ befanden. Später einzeln als Paperback und gesammelt in der zweibändigen „Heavy Collection“ neu aufgelegt. Parallel erschien ab Mai 2016 die fünfteilige Serie „Back to the Future: Citizen Brown“, die sich an einem Videospiel orientiert, zu dem wir im nächsten Absatz noch kommen werden. Im Januar 2017 legte IDW direkt nach und startete mit „Biff to the Future“ den nächsten Sechsteiler. Darin erzählt Autor Bob Gale, wie es Biff Tannen in der alternativen Zeitlinie erging, nachdem sein älteres Ich ihm den Sport-Almanach zugeschustert hat. Eine durchaus interessante Erweiterung des „Zurück in die Zukunft“-Universums. Sehr schön vor allem, da die Schöpfer stets involviert scheinen und sichergehen, dass mit dem Franchise kein Schindluder getrieben wird, nicht wahr? Tja, fast… denn nach der sechsteiligen Mini-Serie „Back to the Future: Tales from the Time Train“, die zwischen Dezember 2017 und Mai 2018 publiziert wurde und Familie Brown auf ihren Zeitreise-Abenteuern nach Fertigstellung des namensgebenden Zeit-Zuges folgt, kam das, was selbst ich nicht für möglich gehalten hätte… Ich wäre nicht im Traum darauf gekommen, die Marken „Zurück in die Zukunft“ und „Transformers“ in einen Satz zu quetschen, aber anscheinend (und egal, wie oft ich mir Augen und Hirn reibe) komme ich ja nicht drumherum. Im Oktober 2020 ging tatsächlich das Crossover „Transformers/Back to the Future“ an den Start! Als Vierteiler geplant, musste das Projekt nach der dritten Ausgabe für längere Zeit pausieren. Noch im Juni 2021 soll der abschließende Part, geschrieben von Autor Cavan Scott, aber vorliegen und das jeweils zum 35-jährigen Jubiläum der beiden Marken entstandene Event vervollständigen. Da ich persönlich um diesen kruden Mix einen gehörigen Bogen gemacht habe, hoffe ich, dass dies nicht der Todesstoß für eventuell kommende Projekte war. Überraschenderweise hat sich bislang kein deutscher Verlag für die IDW-Veröffentlichungen gefunden, was beim Bekanntheitsgrad und vor allem der Beliebtheit von „Zurück in die Zukunft“ schon mehr als verwunderlich ist.

So ikonisch, wie das Filmplakat von „Zurück in die Zukunft“ ist, gab es natürlich zahlreiche Hommagen an das Artwork, welches sich bei den Designs der beiden Fortsetzungen sogar selbst kopierte… beziehungsweise neu interpretierte und dem Inhalt entsprechend weiterentwickelte. Comics wie „Married… with Children 2099“ #2 (basierend auf der Kult-Sitcom „Eine schrecklich nette Familie“ und in Deutschland in den 90ern teilweise in 12 Ausgaben von BASTEI verlegt), eine Variant-Edition des ersten Heftes von Mark Millars IMAGE-Reihe „Chrononauts“ oder „The Mall“ #3 von SCOUT COMICS imitierten das Motiv auf ganz eigene Art und Weise. Ebenso verewigte sich US-Zeichner J. Scott Campbell im Beisein zwei seiner Comic-Schöpfungen selbst vor dem legendären DeLorean, auf dem limitierten Variant-Cover seines lesenswerten Artbooks „Time Capsule - 1994-2004“.

Zock mich!

Bevor wir zu dem gelungenen Game kommen, das auch in der Comic-Serie „Back to the Future: Citizen Brown“ thematisiert wird, möchte ich einen Keller-Fund präsentieren, der enorme Kindheitserinnerungen geweckt hat. Eigentlich suchte ich meine alte Hörspielkassette von „Zurück in die Zukunft II“, die EUROPA damals passend zum Film herausgebracht hat, konnte aber trotz Bergsteiger-Ausrüstung und Verpflegung für drei Tage nicht tief genug in die Geek-Minen vordringen. Scheiße. Stattdessen stolperte ich polternd über „Zurück in die Zukunft III“ für den C64. Ihr wisst schon… Commodores Brotkasten. Der mit LOAD“PIXELOVERKILL“,8,1. Nach heutigen Maßstäben der absolute Horror, aber früher das Geilste unter der Sonne!

Mühsam vom Taschengeld abgespart, wanderte die Diskette pünktlich zum Kinostart ins Floppy-Laufwerk. Inhaltlich nichts weltbewegendes und eher übliche Hüpf-, Ausweich- und Schieß-Kost von IMAGE WORKS und MIRRORSOFT, war es vor allem der Soundtrack des Niederländers Jeroen Godfried Tel (u. a. „North and South“, „Lemmings“, „Golden Axe“), der sich positiv von ähnlichem 8-Bit-Gedudel abhob. Mit flinken Fingern war man zwar schnell durch, was uns aber nicht daran hinderte, gleich noch mal von vorn zu beginnen. Hach… irgendwie war’s schön. Es gab zwar auch Games zu den ersten beiden Filmen, die aber an mir vorbeigingen, weshalb persönliche Erinnerungen in diesen Fällen entfallen.

Um nun ein wenig in die Zukunft zu springen, gleiten wir mal elegant ins Jahr 2011, denn da erschien die erste Episode eines fünfteiligen Adventures für SONYs PlayStation 3. Verantwortlich war das Studio TELLTALE GAMES, bekannt für das stückweise Veröffentlichen seiner Spiele. Nach einer Poker-Simulation im Jahr 2005, fanden die ehemaligen LUCASARTS-Entwickler schnell in die Spur und lieferten im selben Jahr das Point-&-Click-Adventure „Bone - Flucht aus Boneville“, angelehnt an die Comics von Jeff Smith. Damit war der Weg geebnet. Es folgten mehrere „Sam & Max“-Staffeln, die ebenfalls in einzelnen Episoden veröffentlicht wurden. Mit dem Hund/Hase-Gespann, welches ebenfalls auf einer Comic-Vorlage von Steve Purcell basiert, hatten die Macher schon Erfahrung, da „Sam & Max: Hit the Road“ 1994 zur Hochzeit der LUCASARTS-Adventures auf den Markt kam, bevor man sich auf mittelprächtige „Tomb Raider“-Klone und ein zu Tode reiten der „Star Wars“-Lizenz versteifte. 2009 reaktivierte TELLTALE noch einmal den Adventure-Primus „Monkey Island“, durch den LUCASARTS (trotz des Polygon-Desasters „Flucht von Monkey Island“) für immer im Herzen der Point-&-Click-Freunde bleiben wird. Die fünf Episoden von „Tales of Monkey Island“ sahen dann leider ähnlich steril und künstlich aus, was den Pixel-Charme der ersten beiden Teile und den logisch weiterentwickelten Zeichentrick-Look des dritten Piraten-Abenteuers letztendlich über die Planke schickte. TELLTALE hatte aber auch noch die „CSI“- und „Wallace & Gromit“-Lizenzen im Köcher, was die Kalifornier munter weiter entwickeln ließ. Und dabei sollte es freilich nicht bleiben, denn irgendwann schien der Größenwahn keine Grenzen mehr zu kennen… „Jurassic Park“, „Law & Order“, „The Walking Dead“, der „Fables“-Ableger „The Wolf Among Us“, Geschichten aus dem „Borderlands“-Universum, „Game of Thrones“, „Minecraft“ (WTF?) und die MARVEL- und DC-Zugpferde „Guardians of the Galaxy“ und „Batman“… das KONNTE irgendwann nicht mehr gutgehen, da die Technik hinter den erfolgreichen Marken sich kaum merklich weiterentwickelte und altbekannte Fehler Spiel für Spiel Präsenz zeigten. Mit der Ankündigung, bei der frisch eingekauften Lizenz zu „Stranger Things“ eine technisch modernisierte Phase einzuläuten, übernahm man sich dann endgültig, da die Spiele nicht mehr erfolgreich genug waren, um die Kosten zu decken. Nur ein harter Kern wurde nach der Studio-Schließung weiter beschäftigt, um angefangene Projekte fertigzustellen. Um die letzte Episode von „The Walking Dead: The Final Season“ über die Bühne zu schaukeln, sprang der Entwickler SKYBOUND ENTERTAINMENT in die Bresche. Zu einer „Stranger Things“-Versoftung kam es nicht mehr. Mittlerweile hat TELLTALE durch LCG ENTERTAINMENT ein zweites Leben geschenkt bekommen und ältere Titel wurden wieder verfügbar gemacht. Tatsächlich gab man bekannt, dass das schon vor der Schließung geplante „The Wolf Among Us 2“ realisiert wird. Ende 2019 kündigte man das Game mit einem Teaser an, ist aber bis heute noch nicht mit einem Release-Termin rausgerückt. Sicher ist, dass das Telltale Tool als Grafik-Engine in den wohlverdienten Ruhestand geschickt wird. EPIC GAMESUnreal Engine 4 soll der neue Motor hinter dem Projekt werden. Doch zurück ins Jahr 2011… meinem ersten Berührungspunkt mit TELLTALE GAMES.

Lieblings-Film-Trilogie: check! Lieblings-Gaming-Genre: check! Lieblings-Konsole (ja, ja… die XBOX ist auch toll): check! Dann konnte ja nicht mehr viel schiefgehen… und - Überraschung! - ging es auch nicht. „Back to the Future: The Game“ konnte dem großen Namen weitestgehend gerecht werden. Und wer warten konnte, konnte das Spiel dann am Stück genießen und musste nicht eine manchmal ungewisse Zeit auf die Veröffentlichung einer weiteren Episode warten. Eine unnötige Quälerei, der ich nach „Life is Strange“ abgeschworen habe. Hervorzuheben ist, dass Bob Gale als Berater für die Handlung fungierte. Das merkt man auch, denn es wurde liebevoll auf Details geachtet, was beim Design anfängt und bis in die Antwort-Auswahlmöglichkeiten der Spieler reicht. Und so spielt auch schon der Beginn der ersten Episode mit der Erwartungshaltung, indem „Es ist an der Zeit“ quasi den ersten Zeitreise-Test mit Docs treuem Vierbeiner Einstein im DeLorean nachspielt… zumindest fast, denn etwas ist anders …

Nach dem gelungenen Vorspiel merken wir aber schnell, dass wir uns mit Marty im Jahr 1986 wiederfinden. Also nach den Geschehnissen aus „Zurück in die Zukunft III“. Marty befindet sich mit seinem Dad und Biff in Docs Labor, welches nach dessen plötzlichen Verschwinden dem Erdboden gleichgemacht werden soll. Ein neues Parkhaus soll dort hochgezogen werden. George McFly hat sich mit der Bank geeinigt und die Räumung übernommen, damit Doc Browns Habseligkeiten mit Respekt behandelt werden… seinem Sohn zuliebe, den die Abwesenheit seines väterlichen Freunds in Erinnerungen schwelgen lässt. Jedoch nicht lange, denn grelle Blitze und altbekannte Geräusche von draußen lassen ihn aufhorchen. Tatsächlich… vor der Brown-Behausung ist dampfend der DeLorean aufgeschlagen! Doch nur Einstein ist an Bord und von Doc fehlt jede Spur. Ein Tonbandgerät auf dem Beifahrersitz liefert erste Hinweise und offenbart, dass der Tüftler sich in ernsten Schwierigkeiten befindet. Wann und wo bleibt zunächst ein Rätsel. Der Schlüssel zu Docs Verbleib scheint ein zurückgelassener Damenschuh zu sein. Einsteins Spürsinn steht hilfreich zur Seite und führt uns zusammen mit Marty zu seiner Besitzerin. Am vermeintlichen Zielort angekommen, staunt dieser nicht schlecht. Auf dem Klingelschild steht der Name „E. Strickland“. Ein Name, bei dem es schrill im Oberstübchen läuten sollte …

Mehr soll nicht verraten werden, denn das Plattform-übergreifende Spiel sollte jeder Fan der Filme unbedingt gespielt haben. Die Story ist dicht, atmet den Geist der Kult-Reihe und ist mit viel Liebe zum Detail umgesetzt worden. Sie führt uns in die 30er-Jahre, zu Zeiten der Prohibition, und in alternative Versionen der Gegenwart. In klassischer Adventure-Manier geht es turbulent und wendungsreich zur Sache. Untermalt vom bekannten „Zurück in die Zukunft“-Score und komplett synchronisiert… auch wenn man bei der deutschen Vertonung auf die Sprecher der Kinofilme verzichten muss. Nur ein kleiner Wehrmutstropfen, denn die Game-Besetzung macht ihre Sache mehr als ordentlich. Im englischen Originalton kann man dafür Christopher Lloyd in seiner wohl berühmtesten Rolle hören. Und wie weiter oben bereits angesprochen, kehrt Claudia Wells als Martys Flamme Jennifer Parker zurück. Michael J. Fox, der sich nach Bekanntwerden seiner Parkinson-Erkrankung weitestgehend aus dem Rampenlicht zurückgezogen hat und seitdem nur in kleineren Gastrollen zu sehen war, konnte für einen kleinen stimmlichen Part in der fünften Episode „Outatime“ gewonnen werden, während Marty sonst durchgängig vom Newcomer A. J. Locascio vertont wird. Zum 30. Jubiläum wurde „Back to the Future: The Game“ im Oktober 2015 für die letzte Konsolen-Generation - sprich PS4 und Xbox One (und erstmalig Xbox 360) - aufpoliert. Für die Plattformen PS3, PC, OS X, Wii und iOS war das Spiel entweder in Episoden-Form oder als Komplett-Edition ab 2011 beziehungsweise 2012 erhältlich.

Zeit- und grenzenlos…

…scheint die Kreativität unzähliger Firmen zu sein, wenn es um den Verkauf von Merchandise-Artikeln geht. Ich wette, dass sich kaum ein Haushalt findet, wo nicht irgendeine Figur, irgendeine nerdige Tasse oder ein bedrucktes Motiv-Shirt im Schränkchen schlummert. Jedes große Franchise, welches etwas auf sich hält, hat ordentlich Merch am Start. So selbstverständlich auch „Zurück in die Zukunft“…

T-Shirts in allen Formen und Farben sind da natürlich nur die Spitze des Eisberges. Es fängt an mit Card Games, wie es sie beispielsweise von den Companies LOONEY LABS oder SHUFFLE gibt, geht dann nahtlos über in Brettspiele von RAVENSBURGER, FUNKO GAMES oder IDW GAMES, bis hin zur Königsklasse: Monopoly… in der „Back to the Future“-Edition. Als Spielfiguren dienen dort Miniatur-Hoverboards, -Rathaus-Uhren, -Cowboyhüte oder gar Martys schnittige Latschen im Kleinformat. Nicht das erste Franchise, welches von HASBRO GAMING verwurstet wurde. Irgendwie muss der Rubel ja rollen… und nicht nur, wenn man 200 Straf-Piepen für eine „Auto-Reparatur“ aufs Spielfeld klatschen darf.

Figuren aller Art dürfen im Sortiment ebenfalls nicht fehlen. Die drolligen FUNKO POP!-Püppchen mit der übergroßen Rübe sollten da wirklich niemanden mehr überraschen. Neben Marty und Doc in den verschiedensten Aufmachungen (Western-Look, Strahlenschutzanzug, 2015-Outfit, Doc mit Helm, 50er-Klamotten…) gibt es sogar den DeLorean oder gleich das komplette Rathaus inklusive zerstreutem Wissenschaftler plus Plastik-Blitz. Die Sammler wird’s freuen… oder ins Armenhaus bringen. Noch immer nicht das Ende der Fahnenstange, denn PLAYMOBIL und LEGO haben da ebenfalls noch ein Wörtchen mitzureden. Beide Kult-Spielzeug-Fabrikanten haben umfangreiche Playsets im Programm, wobei Letztere zusätzlich ihre „LEGO Dimensions“-Kooperation mit TRAVELLER’S TALES/WARNER BROS. befeuern und „Back to the Future“ obendrein in ihre hauseigene BrickHeadz-Line aufgenommen haben. Weitere Figuren kommen von SUPER 7, NECA, REACTION, FUNKOs Vinyl Idolz-Reihe, HOT TOYS und 3D RETRO. NECA bietet zudem noch Varianten in der Ultimate- sowie der Toony Classics-Line an, während HOT TOYS mit den Cosbabys ebenfalls cartoonig-niedliche Töne anschlägt. Da sollte also für jeden Geschmack/Geldbeutel etwas dabei sein.

Und was läge bei einer Marke, in der ein Auto als Zeitmaschine fungiert, am nächsten? Richtig… der Bolide selbst. Und äußerst praktisch, dass der DeLorean in allen drei Filmen unterschiedlich aussieht, nicht wahr? So sind zahlreiche Modelle in den unterschiedlichsten Größen und Preis-Kategorien erhältlich. Vom Plastik-Kübel bis zum fein ausgearbeiteten Luxus-Produkt. Vom einfachen Spielzeug bis zum edlen Sammler-Objekt. Darunter Modelle von HOT TOYS, JADA, SUN STAR, WELLY, DIAMOND SELECT TOYS und HOT WHEELS.

Um den Rahmen hier nicht vollends zu sprengen (zu spät, was…?), wird jetzt nicht jeder „Zurück in die Zukunft“-Schlüsselanhänger, jedes Glas, jede Tasse, jede Almanach-Replika, jeder Sticker, jedes Poster, jede Tasche, jedes Kissen, jede Bettwäsche, jede Fußmatte oder die Marty McFly- und Doc Brown Badeenten aufgelistet… die es erschreckenderweise wirklich gibt! Ein skurriles Exemplar soll jedoch noch erwähnt werden: Tatsächlich existiert mit „William Shakespeare's Get Thee… Back to the Future!“ eine mit Illustrationen angereicherte Nacherzählung des ersten Films im Shakespeare-Stil. Ian Doescher, Autor der „William Shakespeare’s Star Wars“-Novellen, hat sich des Stoffes angenommen… und die Teenie-Komödien „Clueless“ und „Mean Girls“ gleich mitverwurstet. Ob der geneigte Fan darauf nun gewartet hat, sei mal dahingestellt… aber wenn es um geekige Sammelobjekte geht, passt ein abschließendes Zitat vom guten William vielleicht wie die Faust aufs Auge: „Was du nicht hast, dem jagst du ewig nach, vergessend, was du hast.“

Letzte Worte

Nachdem mich „Zurück in die Zukunft“ nun schon seit meiner Kindheit begleitet (womit ich mit Sicherheit nicht allein auf dem Zeitstrahl stehe) und ich nach den intensiven Wochen, die ich in Vorbereitung auf dieses Herzens-Special mit Gucken, Lesen und natürlich auch Schreiben verbracht habe (Januar bis Juni 2021), nun eigentlich - so sollte man meinen - den Kanal von der Materie voll haben müsste, habe ich komischerweise schon wieder enorme Lust auf die Trilogie bekommen. Besonders der erste Film fühlt sich immer an, als würde man nach Hause kommen. Das stimmige Intro durch Doc Browns kauzige Unterkunft, Huey Lewis‘ „The Power of Love“, Michael J. Fox und Christopher Lloyd in ihren mega-sympathischen Paraderollen, die ganzen 80er-Vibes, der unbeholfene George, Lorraine, Einstein, Jennifer und sogar der schmantige Biff und Rektor „Du bist eine Null!“ Strickland, dazu Erinnerungen an eine schöne Kindheit, Entschleunigung, Leichtigkeit und… scheiß drauf, Zeit für einen kleinen Film-Marathon. Wir sehen uns in der Zukunft… bis vorgestern!

soweit nicht anders angegeben, Fotos: Literatur-Couch / Marcel Scharrenbroich, privat

Fantasy & Magic
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