11.2022
Anthony Hopkins und die Grusel-Rolle seines Lebens
Los Angeles (dpa) - Eisige Atmosphäre und der eiskalte Blick eines Psychopathen: Der Thriller «Das Schweigen der Lämmer» lässt bis heute das Publikum schaudern. Mit ihrer Dokumentation «Hannibal Hopkins & Sir Anthony» gehen die Regisseurinnen Klara und Julia Kuperberg dem Phänomen nach und zeigen, wie Hauptdarsteller Anthony Hopkins die Rolle bekam, die zur Rolle seines Lebens werden sollte, und wie er sie selber sieht. Der Kultursender Arte zeigt den gut 50-minütigen Beitrag aus dem Jahr 2020 am Sonntag (27.11.) um 22.05 Uhr (in der Arte-Mediathek seit 20.11. und bis 25.1.23).
Für ihren Film über den Hollywood-Star haben die Regisseurinnen zahlreiche Interviews aus verschiedenen Jahrzehnten aus den Archiven geholt. Die Ausschnitte zeichnen das Bild eines unsicheren, walisischen Jung-Schauspielers, der sich mit Hartnäckigkeit an die Spitze der internationalen Filmbranche hocharbeitet. In seinen Aussagen schwankt er zwischen Selbstzweifeln und Selbstbewusstsein.
Hopkins wuchs in einer Bäckersfamilie in Wales auf. Er sei ein Einzelgänger gewesen, unbeliebt bei Mitschülern. Dennoch habe er eine glückliche Kindheit gehabt. Ihn faszinieren früh Kinofilme, er will Schauspieler werden. Aber nicht, um mit Shakespeare-Rollen zu glänzen, sondern um berühmt zu werden, wie er sagt.
In London absolviert er die Schauspielschule und übernimmt erste Rollen. In dem später mit drei Oscars ausgezeichneten Film «Der Löwe im Winter» spielt er 1968 den jungen Richard Löwenherz an der Seite von Hollywood-Star Katharine Hepburn.
Doch das britische Theater-Establishment interessierte ihn nicht, wie Hopkins sagt. Das sei nicht seine Welt gewesen. Er verfällt zunehmend dem Alkohol. Im Alter von 37 Jahren beschließt Hopkins, in die USA zu gehen. Er spielt Adolf Hitler in «Der Bunker» (1981) und Quasimodo in «Der Glöckner von Notre Dame (1982).
Selbst Jodie Foster bekam es mit der Angst
Unter Regisseur Jonathan Demme verwandelt sich Hopkins 1991 dann in Hannibal Lecter. Und das tut er so überzeugend und gruselig, dass seine kongeniale Partnerin Jodie Foster Angst bekam: Sofern sie nicht gerade mit Hopkins eine Szene spielte, sei sie ihm während der Dreharbeiten ständig aus dem Weg gegangen, erzählt sie später. Für Hopkins wird der Film zum Wendepunkt. Bei der Verleihung der Oscars 1992 sei ihm klar geworden: «Jetzt kann ich schlechte Filme machen (...) Ich hatte den Höhepunkt meines Lebens erreicht.»
Er spielt aber weiterhin in guten Filmen mit, etwa im Drama «Was vom Tage übrig blieb» (1993), in Oliver Stones «Nixon» (1995) oder dem Film «Die zwei Päpste» (2019).
Und - was die 2020 entstandene Doku nicht wissen kann - 2021 gewinnt er einen zweiten Oscar, für seine Rolle neben Olivia Coleman als Demenzkranker in Florian Zellers Vater-Tochter-Geschichte «The Father».
Quelle: dpa
Neue Kommentare