Clive Barker:
Die Hellraiser Trilogie
Phantastik-Couch Spezial von Marcel Scharrenbroich
„Hellbound - Hellraiser II“ (Großbritannien / USA, 1988)
In einem bunkerartigen Gewölbe hockt ein Mann …ein uniformierter Soldat …tief versunken in einen Gegenstand, den er in Händen hält. Hochkonzentriert hantiert er mit dem mysteriösen, goldverzierten Würfel, der es vermag, die Hölle auf Erden über seinen aktuellen Besitzer hereinbrechen zu lassen. So ergeht es auch dem schweißnassen Soldaten, als dieser – wohl rein zufällig – Druck an den richtigen Stellen der Puzzlebox ausübt und zuckende, grelle Blitze ihn überrascht zurückschrecken lassen. Das Gemäuer verdunkelt sich. Angespannt nähert er sich dem nun geöffneten Objekt. Mit Widerhaken versehene Ketten schnellen heraus und reißen sich in sein berstendes Fleisch. Unter großen Schmerzen findet eine schreckliche Verwandlung statt. Es ist die Geburtsstunde der Kreatur, die bereits vormals die Zenobiten in unsere Welt führte …als furchteinflößender Anführer der Höllen-Truppe, die Frank Cottons Körper einst auf dem Dachboden zerriss und sein wiedererwecktes Ich nach seiner Flucht erneut in die Dimension der Qualen zog. Das diabolische Monstrum mit dem nagelbesetzten Gesicht war also menschlich …WAR, denn ebenso wie seine Erinnerungen an diese Zeit, ist auch sein äußeres Erscheinungsbild bizarr verzerrt …und nahezu ausgelöscht.
Die unvorstellbaren Ereignisse im Haus ihres Vaters haben Kirsty verständlicherweise ordentlich zugesetzt. Sie erwacht in einem psychiatrischen Krankenhaus und versucht Detective Ronson (Angus McInnes), von der Mordkommission, seine Fragen über die verhängnisvolle Schreckensnacht zu beantworten. Kein einfaches Unterfangen, steht die junge Frau doch sichtlich unter Schock und kann das Erlebte selber noch nicht greifbar einordnen. Die Beamten vor Ort informieren den Detective über die Leichenfunde von Julias dargebrachten Opfern und über eine blutdurchtränkte Matratze, auf der Franks Gespielin erst kürzlich ihr Leben aushauchte. Die Erwähnung des blutigen Fundes lässt Kirsty durchdrehen, sind doch direkt wieder alle Erinnerungen präsent. Dem Leiter der Einrichtung, Dr. Philip Channard (Kenneth Cranham), gelingt es mit seinem Assistenten, Kyle MacRae (William Hope), die aufgebrachte Patientin zu beruhigen. Ihr Geschwafel von monströsen Zenobiten wird jedoch von allen Anwesenden argwöhnisch betrachtet. Ebenso ihre Bitte, die gefundene Matratze zu vernichten, damit es Julia nicht gelingt – wie einst ihrem Onkel Frank – der fremden Dimension zu entfliehen und in unsere Welt zurückzukehren.
In einer schlaflosen Nacht streift Kirsty über die Flure des Krankenhauses und trifft dort auf Kyle. Mit ihm spricht sie über Tiffany (Imogen Boorman), einem jungen Mädchen, das ebenfalls dort untergebracht ist und weder spricht, noch jemals Besuch empfangen hat. Keine Familie. Niemand. Sie verbringt ihre Zeit mit dem Lösen von Rätseln. Hölzerne Puzzle, die in ihrer Form an den mysteriösen, goldverzierten Würfel erinnern, der das Leid in unsere Welt trägt. In einer nächtlichen Vision wird Kristy dann erneut von ihren Erlebnissen eingeholt und ihr erscheint eine verstümmelte, auf dem Boden kauernde Kreatur, in der sie ihren getöteten Vater zu sehen glaubt, der in blutigen Buchstaben „ICH BIN IN DER HÖLLE. HILF MIR.“ an die Wand ihres Zimmer schmiert.
Kyle belauscht währenddessen ein Telefongespräch von Dr. Channard, der ein seltsames Interesse an der blutigen Matratze zu hegen scheint. Er gibt seiner Neugier nach und verschafft sich Zutritt in Channards Anwesen, um mehr über dessen Machenschaften herauszufinden. Was er findet, verstört und erschreckt den jungen Mann bis ins Mark. Neben Skizzen, Zeichnungen und Modellen der Puzzlebox findet er auch Forschungsaufzeichnungen über psychische Phänomene, Artikel über eine „vierte Dimension“ und das Foto eines Soldaten …Auch die blutdurchtränkte Matratze liegt schon bereit. Kyle, der sich gerade noch vor Channings Eintreffen verstecken kann, soll nun Zeuge des Unvorstellbaren werden: Der Arzt hat einen seiner Patienten in Schlapptau und bringt diesen dazu, sich mit einem Rasiermesser auf brutalste Weise zu verstümmeln. Halbtot sackt die arme Seele auf der Matratze zusammen. Dann entsteigt die hautlose, entstellte Julia ihrem vermeintlichen Grab …
Erneut gelang jemandem die Flucht aus der Hölle, was den Zenobiten nicht gefallen dürfte. Und erneut ist es an Kirsty, sich dem dämonischen Treiben entgegenzustellen. Gemeinsam mit der rätselbegabten Tiffany macht sie sich auf, den Mauern ihres Gefängnisses zu entfliehen. Ihre Flucht führt die beiden aber nicht in die Freiheit, sondern geradewegs in die labyrinthartige Welt der Zenobiten …wo sie auch auf Julia und Dr. Channard treffen, der seinerseits bereits Bekanntschaft mit der Dimension des Schmerzes gemacht hat.
Fotos: © Turbine Medien GmbH
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