Heldin mit Herz, Hund und Schwerthand
Hauptfigur ist die schlagfertige Kate Daniels, die in einem Atlanta lebt, in dem es recht hart zur Sache geht. In der Stadt leben Gestaltwandler, Vampire und viele sagen wir mal bunte Geschöpfe und Kate, die als alles andere als zimperliche, magiebegabte Schwertkämpferin für Recht und Ordnung sorgt.
Sie hat eine Schwäche für Curran, den Anführer der Gestaltwandler, was sie aber nur zähneknirschend unter der Androhung von Folter zugeben würde. Als er sie (gleich in der Eingangsszene) versetzt, obwohl sie als Bezahlung einer verlorenen Wette ihm ein Essen kredenzen soll, sinkt ihr kampferprobtes Herz äußerst sympathisch ins Bodenlose. Aber das ist nicht ihr einziges Problem. Eine mächtige Gottheit verbreitet in Atlanta Seuchen und Schrecken. Dummerweise sind die Opfer alle Gestaltwandler und zwischen Kate und Curran herrscht ja Funkstille. Als wäre das nicht genug, wird Kate allmählich klar, dass Erra, die Seuchengottheit, Verbindungen zu ihrer Familie hat. Kate muss sich ihrer Vergangenheit stellen. Das auch noch!
Plagenbringende Götter, Schatten der Vergangenheit und harte Gegenwart
"Magisches Blut" ist der vierte Band der Stadt-der-Finsternis-Reihe des Autorenpaars Ilona und Andrew Gordon, die unter dem Pseudonym Ilona Andrews die Urban-Fantasy-Serie veröffentlichen. Absolute Stärke der Reihe ist die Heldin und ihre trockene, selbstironische Erzählweise auch der heftigsten Erlebnisse. Dadurch wird auch "Magisches Blut" wieder ein Urban-Fantasy-Genuss: clever schwarzhumorig, vielseitig, und so interessant wie die sture, schnoddrige Hauptfigur. Ihr wird diesmal als "Nebenfigur" ein Kampfpudel zur Seite gestellt, grandioser Einfall und höchst lesenswert. Fünf Extragrad dafür!.
Das Autorenduo kann schreiben, gibt sich aber auch mit dem Plot sehr viel Mühe. Die Handlung bleibt nie stehen, es dreht sich nicht - wie bei vielen Serien - alles nur wieder und wieder im Kreis, bis einem gelangweilt schwindelig wird. Der Leser erfährt hier mehr über Kates Vergangenheit und ihre Familie und das ist kein Waldorfkindergarten! Das wird schlau mit den aktuellen Geschehnissen verknüpft und macht "Magisches Blut" zu einem rasanten, nicht vorhersehbaren Kopfkino, das einen nicht los lässt. In dem Nachwort beichtet das Autorenteam, dass für das Buch mehrere Entwürfe notwendig waren und es sich als recht schwierig gestaltete es zu schreiben. Die Mühe hat sich gelohnt. Es ist eine clevere Geschichte geworden, voller Einfälle, sexy, spannend und mitreißend.
Kleines Manko: es wurde sehr viel rein gepackt. Dadurch wird die zweite Hälfte recht unübersichtlich, gerade für Neueinsteiger. Es werden eine Unmenge Namen, Charaktere, und Details dem Leser aufgeladen. Sogar Kate selbst wirkt dann etwas superheldig überzogen. Ein wenig weniger wäre hier mehr gewesen. Aber es bleibt auch hier äußerst spannend und man fiebert mit, jede Seite lang.
Kate und Curran, es geht voran
Zwischen Kate und dem Gestaltwandler war jetzt schon einige Bände lang ein deutliches Knistern zu spüren. Die Beziehung zwischen Kate und Curran macht eine echte Entwicklung durch und es macht Spaß zu lesen, wie sie sich trotz des vorlauten Mundwerks und Knurren beider Protagonisten entwickelt und nicht nur beim koketten Ewig-Anschmachten eingefroren stehen bleibt. Das gibt der Geschichte einen sehr guten zweiten, roten Faden, macht sie im besten Sinne erwachsen. Danke auch für das Ende. Statt offenes Zappelnlassen und Vertrösten ist es in sich abgeschlossen und in aller Schärfe gelungen!
(Verena Wolf, November 2011)
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