Schaurige Nächte: Unheimliche Geschichten für den Winter

Ein Mann wird auf ein altes Haus aufmerksam. Kurzentschlossen mietet er sich ein und muss erkennen, dass er offenbar nicht allein ist. Eine siebzehnjährige Tote fasziniert nicht nur einen ganzen Ort, sondern vor allem einen Fotografen, der offenbar auch Geister sehen kann. Ein Reitunfall zwingt Evelyn ausgerechnet auf der Hochzeitsfeier ihrer Schwester in einen Rollstuhl. Der jedoch scheint ein Eigenleben zu führen. Eine Mutter versucht verzweifelt ihr Neugeborenes vor einer Hexe zu schützen.

Von keiner der Autorinnen, die sich hier in dieser Kurzgeschichtensammlung zusammenfinden, habe ich bisher ein Werk gelesen. Das werde ich unbedingt nachholen müssen. Allen gelingt es mühelos, schon auf den ersten Seiten die passende Atmosphäre zu erzeugen und uns in ein England des 19. Jahrhunderts zu versetzen. Denn hier sind die insgesamt acht Geschichten angesiedelt und versprühen den Charme des viktorianischen Zeitalters. Entsprechend werden wir auch mit vergangenen Gesellschaftsnormen und Moralvorstellungen konfrontiert.

In der Tradition klassischer Gespenstergeschichten geht es zu keinem Zeitpunkt um überhasteten, effekthaschenden Horror. Ruhig und unaufgeregt sind die Geschichten, wirken dabei aber keineswegs verstaubt. Langsam wird die düstere Spannung aufgebaut, hält das Übernatürliche oder sanfter Schrecken Einzug, bringen die Ereignisse die Hauptfiguren um den Verstand oder an den Rand der Verzweiflung. Es sind viele klassische Genremotive, die hier raffiniert verwoben werden. Dabei hat jede Geschichten ihren ganz eigenen Charakter und variiert leicht in Stil und Sprache. Dennoch passen sie wunderbar stimmig zusammen. Werner-Löcher Lawrence hat aus dem Englischen übersetzt.

Fazit:

Acht stimmungsvolle und abwechslungsreiche Geschichten in sehr schönem Einband versprechen kurzweilige Lesestunden. Richtig schauerlich oder Schlaf raubend wird es aber nicht. Dennoch ist die dezent gruselige und wohlig unheimliche Atmosphäre bestens geeignet für kalte Winterabende - am besten vor dem Kamin.