Elric - Die illustrierte Gesamtausgabe

  • Fischer
  • Erschienen: Oktober 2023
  • 1
Elric - Die illustrierte Gesamtausgabe
Elric - Die illustrierte Gesamtausgabe
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Lisa Reim-Benke
80°1001

Phantastik-Couch Rezension vonMär 2024

Inhalt topp, Ausstattung flopp

Eine Elric-Gesamtausgabe … Das klingt nach einem Mammut-Projekt! Und das auf allen Ebenen. Zum einen ist das illustrierte Werk ein ordentlicher Schinken. Mit 1,8 Kilo und 1178 Seiten ist dieses Buch nicht gerade geeignet für die Abendlektüre im Bett. Angenehmes Lesen ist eigentlich nur am Küchentisch möglich. Trotz Krämpfen in den Händen und müden Armen kann das jedoch nicht das Lesevergnügen schmälern, denn Elric verkörperte einen der ersten Antihelden der Fantasy und ist deshalb ein ganz besonderer Meilenstein des Genres.

Die Gesamtausgabe sollte man aber wohl eher als Sammelband bezeichnen, denn alle Elric-Geschichten sind hier nicht enthalten. Vereint sind hier acht Romane („Elric von Melniboné“, „Die Festung der Perle“, „Auf der See des Schicksals“, „Der Zauber des weißen Wolfs“, „Die schlafende Magierin“, „Die Rache der Rose“, „Der Fluch des schwarzen Schwerts“ und „Sturmbringer“). Doch neben diesen Texten umfasst die Elric-Saga noch etliche Kurzgeschichten, die ab 1961 in dem britischen Magazin „Science Fantasy“ erschienen. Auch die in Gänze nur auf Englisch erschienene Moonbeam-Trilogie fehlt. Ergänzt wird der Sammelband dafür von informativen Vorworten von Alan Moore, Tad Williams oder Kai Meyer und Illustrationen von verschiedenen Künstlern. Auch die neue Übersetzung von Hannes Riffel kann sich sehen lassen.

Die Abenteuer eines Antihelden

Elric ist ein klassischer Antiheld. Als Herrscher über die Dracheninsel Melniboné ist er bei seinem Volk eher weniger beliebt. Er ist nachdenklich, ruhig, kränklich, besonnen und nicht kriegerisch veranlagt, wie man es seinem Volk immer nachsagt. Das ruft schnell Rivalen auf den Plan, u. a. Elrics Vetter Yyrkoon. Dieser weiß Elrics Schwäche auszunutzen; er stürzt den verhassten Herrscher und entführt dessen Verlobte. Elric schwört Rache, tut sich mit dem Dämon Arioch zusammen und bekommt das seelenverschlingende Schwert Sturmbringer. Damit ist Elrics Schicksal als wandernder, grübelnder und verfluchter Held, der Verwüstung über sein Land und seine Lieben bringt, besiegelt.

Großartige Sword and Sorcery

Die Geschichtern in dem Band sind der Handlung entsprechend chronologisch angeordnet, lassen sich aber auch unabhängig voneinander lesen. Sie sind eine Mischung aus Grimdark-Fantasy, Märchen und klassischen Abenteur-Geschichten. Manche sind dabei natürlich besser als andere, und gegen Ende hat man das Gefühl, dass die Luft raus ist. Trotzdem sind Elrics Abenteuer richtig gute Pageturner: spannend, flüssig zu lesen und Dank des besonderen Protagonisten überaus unterhaltsam. Obwohl die Geschichten recht linear verlaufen und es eine für Fantasy überraschend überschaubare Menge an Charakteren gibt, sind sie mit das Fesselndste, was das Genre zu bieten hat. Moorcock beherrscht den Umgang mit Twists meisterlich und überzeugt mit dem außergewöhnlichen tragischen Helden. Damit gehören Elrics Geschichten zur Low Fantasy bzw. Sword and Sorcery und vereinen doch alles, was man sich von Fantasy wünschen kann, ohne jedoch die manchmal überbordende Komplexität mancher High-Fantasy-Werke. Wer schon Freude an Robert E. Howards Solomon Kane oder an Andrzej Sapkowskis Hexer Geralt hatte, wird definitiv glücklich werden. Denn auch Elric ist ein charismatischer Held, mit dem man mitfiebert und über den man gleichzeitig mehr als nur einmal den Kopf schütteln muss. Elrics Geschichten sind einfach Pflichtprogramm für jeden Fantasy-Fan!

Elric hat mehr verdient

Da wir uns nun über die Großartigkeit von Elrics Abenteuern einig sind, kommen wir noch kurz zu der Präsentation des Sammelbands. Die enthaltenen Illustrationen sind super und fangen die düstere Atmosphäre und den entrückten Elric gut ein. Doch 11 Zeichnungen und 4 Farbtafeln auf 1178 Seiten kann man wohl kaum als „zahlreich“ bezeichnen, wie unter dem Klappentext angegeben, geschweige denn als „illustrierte Gesamtausgabe“. Auch die Buch-Ausstattung ist eher mau. Der Band ist ein einfaches Hardcover (nur eben viel dicker), ohne Lesebändchen, ausklappbaren Karten oder sonstigen Veredelungen. Dafür kostet das gute Stück 68 Euro. Na ja …

Fazit:

Ein Low-Fantasy-Epos mit Wucht. Die Ausgabe vereint die größten Abenteuer Elrics, ist jedoch alles andere als ein Schnäppchen. Angesichts der mageren Ausstattung und der Unhandlichkeit ist eventuell sogar das E-Book eine bessere Wahl. Dass ich das einmal sagen würde …

Elric - Die illustrierte Gesamtausgabe

Michael Moorcock, Fischer

Elric - Die illustrierte Gesamtausgabe

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