Das Reich der Vampire: A Tale of Blood and Darkness

  • Fischer
  • Erschienen: Juni 2022
  • 6
Das Reich der Vampire: A Tale of Blood and Darkness
Das Reich der Vampire: A Tale of Blood and Darkness
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Lisa Reim-Benke
50°1001

Phantastik-Couch Rezension vonAug 2022

Interview mit einem Vampirjäger

Als vor 27 Jahren die Sonne unterging, übernahmen die Vampire immer mehr die Macht. Seitdem wird das Reich Elidaen von mächtigen Vampirfamilien regiert. Für die Menschen gibt es nur noch kleine Lichtinseln, in denen sie unbehelligt leben können. Eine harte Zeit für Silberwächter und Vampirjäger Gabriel de León. Zumal er nun der Letzte seiner Zunft ist und von den Vampiren gefangengenommen wurde. Doch die Blutsauger haben vor seiner Hinrichtung noch etwas mit ihm vor: Gabriel soll seine Geschichte erzählen. Und so berichtet er von den Anfängen der Vampirepidemie, wie er eine Silberhand geworden ist, welche Schlachten er schlagen musste und was es mit dem heiligen Gral auf sich hat.

Schön düstere Vampirsaga

Ein 1000 Seiten langer Vampirepos – Gabriel de León hat wahrhaftig viel zu erzählen. Und dabei handelt es sich erst um den Auftakt einer Trilogie! Immerhin geht es sofort spannend los, denn mit den Vampiren in dieser Geschichte ist nicht zu spaßen. Schnell etabliert Jay Kristoff eine brutale und düstere Welt, in der niemand sicher ist. Gut dass man sich als Leser hier an Gabriel klammern kann, der einzigen Konstante in der Geschichte. Von allen anderen kann man getrost ausgehen, dass sie sterben werden. Und zwar auf brutale Art und Weise.

Kristoffs Welt ist für eine Vampirgeschichte sehr gelungen (auch wenn man über die inneren Zusammenhänge nicht so genau nachdenken sollte – wie das Überleben ohne Sonne möglich ist, wird nicht gut genug erklärt). Bei der Handlung bedient sich Kristoff sehr offensichtlich bei anderen Geschichten („Interview mit einem Vampir“, „Das Lied von Eis und Feuer“, „Die Hexer-Reihe“ …). Überraschen können Figuren oder Geschichte deshalb nur wenig; das Werk lebt von seiner düsteren Atmosphäre.

Gabriel macht sie alle platt

Die Geschichte in Form eines Dialogs zu erzählen, funktioniert erstaunlich gut. Gabriel ist nicht nur ein begnadeter Kämpfer, sondern versteht auch etwas von Dramaturgie und Sprache. So gut er die Welt und seine Bewohner in Szene setzen kann, so schlecht gelingt ihm das jedoch bei sich selbst. Als Antiheld ist er zwar ein interessanter Zeitgenosse, aber so richtig warm wird man mit ihm nicht. Stattdessen schaut man ihm bei seinem Gemetzel, seinen Liebeleien, seinem Gefluche und seinen „Witzen“ oft nur zu und begreift nicht so richtig, warum er eigentlich tut, was er tut. Sicher kann man sich nur sein, dass er seine Aufgabe als Vampirjäger sehr ernst nimmt, denn immerhin werden alle paar Seiten Blutsauger erledigt. Gabriel offenbart sich hierbei schnell als allmächtige Killermaschine, in Gefahr scheint er zu keinem Zeitpunkt zu sein. Bei diesem Überflieger zum Augenrollen (auf den die Frauen natürlich massenweise stehen), stellt man sich unweigerlich die Frage, warum die Menschen von Elidaen auf den heiligen Gral als Superwaffe angewiesen sein sollen.

Dass es sich bei Gabriels Heimat um eine sehr unbarmherzige Welt handelt, ist wahrscheinlich schon deutlich geworden. Neben ihrem Hass auf die Vampire kann sich die menschliche Bevölkerung aber auch untereinander überhaupt nicht ausstehen. Egal ob Verbündete, Familie oder „Freunde“ – richtig sympathisch ist man sich nicht. Hinzu kommt das exzessive Blutvergießen, bei dem besonders die Tode weiblicher Figuren detailreich beschrieben werden, was die Frage nach dem Sinn und Zweck dieser Szenen noch unangenehmer macht.

Wenn Autoren weniger zu erzählen haben, als sie glauben

Apropos Sinn und Zweck: Von den 1000 Seiten hätten es auch gut mehrere hundert weniger sein können, ohne dass man etwas vermisst hätte. Zwar ist Gabriels Geschichte stellenweise ganz interessant, doch ab und zu verliert sich Jay Kristoff so sehr in Details, dass man getrost ein paar Seiten überspringen kann – obwohl man dann etwas von seinem blumigen Schreibstil mit den schrägen Metaphern verpassen könnte.

Ein großes Highlight sind jedoch die vielen Illustrationen von Bon Orthwick, dessen Name unerklärlicherweise nicht einmal im Impressum erwähnt wird. Dabei sind es seine Bilder, die die Schwächen des Textes zumindest ein bisschen abmildern können.

Fazit:

Das Buch besticht durch eine großartig angelegte Atmosphäre. Kristoff-Fans werden von dem Wälzer und den typischen Eigenheiten des Autors sicher begeistert sein. Wer unsicher ist, sollte es vielleicht zuerst mit einem schlankeren Buch von Jay Kristoff versuchen, bevor er oder sie sich von der geballten Wucht der Vampirsaga erschlagen lässt.

Das Reich der Vampire: A Tale of Blood and Darkness

Jay Kristoff, Fischer

Das Reich der Vampire: A Tale of Blood and Darkness

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