Devoted - Der Beschützer

  • Festa
  • Erschienen: März 2021
  • 1
Devoted - Der Beschützer
Devoted - Der Beschützer
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Marcel Scharrenbroich
86°1001

Phantastik-Couch Rezension vonMai 2021

HIER WACHE ICH!

Auf einer Wellenlänge

Woody Bookman ist elf Jahre alt, hochintelligent und - ohne es zu wissen - etwas ganz Besonderes. Woody ist aber auch autistisch und hat in seinem Leben bislang kein Wort gesprochen. Er ist in sich gekehrt, was sich durch den Unfalltod seines Vaters Jason nicht gerade gebessert hat. Allerdings glaubt Woody nicht, dass der tragische Vorfall vor drei Jahren ein Zufall war. Vielmehr denkt er, dass dessen Arbeitgeber irgendwie in sein Ableben verstrickt ist und durchforstet regelmäßig das Dark Web nach brauchbaren Hinweisen, die er umfassend niederschreibt, um sie irgendwann seiner Mutter Megan gesammelt zu präsentieren. Ungewöhnlich intelligent für sein Alter, zieht sich der introvertierte Junge aber bei seelischem Stress an einen imaginären Rückzugsort zurück, aus dem ihn auch seine Mom nur schwer wieder herausbekommt. Das ganz besondere an Woody Bookman ist aber, dass er unbewusst Zugriff auf die sogenannte „Leitung“ hat. Eine Art telepathische Frequenz, auf der nur ein ganz spezieller Kreis sendet und empfängt: Hunde.

Allerdings nicht irgendwelche Hunde, sondern Exemplare, die Nachkommen ganz neuartiger, experimentell manipulierter Züchtungen sind. Diese Hunde sind clever, können lesen und sogar mit ihren Frauchen und Herrchen kommunizieren. Zumindest dann, wenn die Besitzer in das Geheimnis eingeweiht sind und sich eine kreative Möglichkeit des Austausches finden lässt, denn sprechen können die Vierbeiner freilich nicht. Kipp, ein Golden Retriever, ist eines dieser seltenen Exemplare. Als sein Frauchen Dorothy, eine ältere Dame, einem Krebsleiden erliegt, soll eigentlich Rosa Leon, die Pflegekraft, die sich liebevoll um Dorothy gekümmert hat, Alleinerbin und somit neue Besitzerin von Kipp werden, doch der aufgeweckte Rüde hat bereits andere Pläne. Er empfängt einen Hilferuf aus der „Leitung“… und zwar von einem Menschen. Einem Jungen.

Tatsächlich droht gleich Gefahr von mehreren Seiten. Woody hat bei seiner Suche im Netz Spuren hinterlassen. Spuren, die den mächtigen Konzern, für den sein Vater einst arbeitete, nach Pinehaven führen. Geradewegs zu den Bookmans. Dorthin ist auch Lee Shacket unterwegs. Ein ehemaliger Arbeitskollege Jason Bookmans, der Megan vor der Hochzeit schöne Augen machte. Nach einem katastrophalen Unfall im abgeriegelten Bereich der Firma Refine, wo über 90 Mitarbeiter ihr Leben ließen, befindet Shacket sich mehr oder weniger auf der Flucht. Kontaminiert. Infiziert. Mit etwas, dessen Ausmaße noch nicht absehbar sind. Im festen Glauben, dass in ihm etwas heranwächst, dass über allen Dingen steht, möchte der unberechenbar Größenwahnsinnige, der mit Abweisung oder Kritik absolut nicht umgehen kann, der Frau, die ihm für einen Anderen den Laufpass gab, einen letzten Besuch abstatten.

Alle Wege führen unweigerlich nach Pinehaven. Große Gefahr ist im Anmarsch, doch ein „Beschützer“ hat sich bereits auf die abenteuerliche Reise gemacht.

Auf den Hund gekommen

Den beschwerlichen Weg, den Kipp auf sich nimmt, um Woody zur Seite zu stehen, könnte man wirklich als „hingebungsvoll“ – so die deutsche Übersetzung des Titels – bezeichnen. Auf den treusten Freund des Menschen ist halt immer Verlass. Und in diesem Fall lässt der tierische Beschützer sogar Vierbeiner-Kollegin Lassie alt aussehen. Gleichzeitig trifft das titelgebende Adjektiv aber auch auf Megan Bookman zu, der Mutter des autistischen Woody, die sich nicht nur aufopferungsvoll um ihren Jungen sorgt, sondern im Angesicht der Gefahr zur Löwen-Mutter mutiert. Generell lässt sich sagen, dass das menschliche Miteinander in „Devoted“ großgeschrieben wird. Selten gab es eine klarere Abgrenzung zwischen Protagonisten und Antagonisten. Zwischen Gut und Böse, Licht und Schatten. Die Personen, die durch Kipp zusammenfinden, werden zu einer unumstößlichen Einheit, ziehen an einem Strang. Mit noblen Absichten und ganz ohne Grautöne. Die Gegenseite besticht dagegen durch absolute Finsternis. Abgrundtief skrupellos, bestialisch und durch und durch schlecht. Das macht sich auch durch die verrohte Schreibweise bemerkbar, in der der Autor die unmenschlichen und menschenverachtenden Taten dieser Subjekte wiedergibt. Die Grenzen sind somit klar abgesteckt und wenn man denkt, dass ein menschliches Wesen nicht tiefer sinken könnte, wird die Grausamkeit deren Handelns auf ein neues Level katapultiert. Solche Charakterzeichnungen kennt man vor allem vom Horror-König Stephen King, doch Bestseller-Autor Dean Koontz ist ein weiterer Schriftsteller, der dieses Metier beherrscht.

Beim Hund geblieben

Der 1945 in Pennsylvania geborene Dean R. Koontz ist bei Weitem kein unbekannter, wenn es um packende Horror- und Mystery-Literatur geht. Seine Werke verkauften sich weltweit bislang mehr als 500 Millionen Mal. Mein persönlich erster Kontakt mit Koontz war sein Roman „Der Schutzengel“, was mich schnell zu Weiteren seiner Bücher führte. Seit den 80er-Jahren schreibt er unter seinem echten Namen und Bücher, die er zuvor unter Pseudonymen schrieb, wurden seitdem wiederveröffentlicht. Darunter auch die dreiteilige „Mike Tucker“-Reihe, die er in den 70ern unter dem Pseudonym Brian Coffey verfasste. Zu Koontz‘ Gesamtwerk zählen gleich mehrere Reihen, darunter „Frankenstein“, „Jane Hawk“, „Christopher Snow“ (zu der nach dem gelungenen „Geschöpfe der Nacht“ und dem Nachfolger „Im Bann der Dunkelheit“ leider der dritte Band in deutscher Übersetzung fehlt) und die vielleicht bekannteste Roman-Serie um „Odd Thomas“. Von letzterer Reihe gab es zumindest eine Verfilmung, die „Mumie“- und „Van Helsing“-Regisseur Stephen Sommers 2013 auf den Weg brachte. Darin übernahm der leider viel zu jung verstorbene „Star Trek“- und „Fright Night“-Darsteller Anton Yelchin (1989 – 2016) an der Seite von Willem Dafoe und Addison Timlin die Titelrolle. Für schwer unterbewertet halte ich hingegen die Verfilmung des Buches „Unheil über der Stadt“. Joe Chappelles Horror-Thriller erschien in Deutschland 1998 unter dem Originaltitel „Phantoms“ und konnte nicht nur mit Stars wie Ben Affleck, Peter O’Toole, Liev Schreiber und Rose McGowan aufwarten, sondern auch durch perfekte Atmosphäre punkten. Eine HD-Auswertung wäre da längst mal überfällig. Ähnlich den Mini-Serien, basierend auf Romanen oder Kurzgeschichten von Stephen King, erschien im Jahr 2000 der knapp dreistündige Film „Survivor - Die Überlebende“ mit Billy Zane in der Hauptrolle, der zumindest in der ersten Hälfte sehr spannend war. In den Staaten beim FOX Network veröffentlicht, erschien der Mystery-Thriller bei uns direkt in der Videothek… die Älteren werden sich erinnern.

Was bei Dean Koontz auffällt, ist, dass immer wieder Hunde eine größere Rolle in seinen Büchern spielen. Kein Zufall, denn der Amerikaner fand im Golden Retriever Trixie eine Art Seelenverwandte. Ihr zu Ehren verfasste er auch den gedruckten Liebesbrief „TRIXIE: Ein Golden Retriever verändert mein Leben“ (AMRA Verlag), nachdem das Familienmitglied 2007 an Krebs verstarb. Zuvor widmete er Golden Retrievern schon mehrere Sachbücher, die er unter dem Namen Trixie Koontz und im Andenken ihrer Nachfolgerin Anna schrieb. So sind seine Hunde auch auf den Original-Covern der Romane „Watchers“ („Brandzeichen“) oder „The Darkest Evening of the Year“ („Urangst“) zu sehen. Aktuell teilt Golden Retriever Elsa das Haus mit Familie Koontz.

Die hochwertige Paperback-Ausgabe im atmosphärisch-blauen Cover-Design ist im FESTA Verlag erschienen. Die lederartige, raue Kaschierung liegt unglaublich gut in der Hand und der Buchrücken hält auch zittrigen Händen ohne Abnutzungserscheinungen stand. Wer es exklusiver - und entsprechend hochpreisiger - mag, darf zur limitierten Hardcover-Variante des BUCHHEIM Verlags greifen. Diese kommt exklusiv im Schuber, verfügt über Illustrationen und ist sowohl vom Autor Dean Koontz als auch vom Künstler Vincent Chong signiert. Die Hörbuch-Variante ist bei SAGA Egmont erschienen und wird von Schauspieler und Synchronsprecher Michael Schwarzmaier gelesen.

Fazit:

Spannend, brutal, rührend. „Devoted - Der Beschützer“ ist ein atemloses Wechselbad der Gefühle, das sich Richtung Finale immer weiter zuspitzt. In knackig-kurzen Kapiteln springen wir von Handlungsort zu Handlungsort, ohne jemals den Faden zu verlieren. Dies ist zweifelsohne dem packenden Schreibstil des Autors zu verdanken, der diesen Mystery-Thriller mit viel Gefühl und gleichzeitig brachialer Gewalt zu Papier gebracht hat.

Devoted - Der Beschützer

Dean Koontz, Festa

Devoted - Der Beschützer

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